In der Einrichtung sind arbeitslose Frauen und Männer tätig, die auf den Wiedereinstieg in den Beruf vorbereitet werden.

Kisdorf. "Für mich ist die Textildiele eine ganz große Chance, endlich wieder einen festen Arbeitsplatz zu finden", sagt Annemarie Steinbrecher (52). Die Lentföhrdenerin war fünf Jahre arbeitslos und wurde jetzt von der Agentur für Arbeit als Mitarbeiterin ins Sozialkaufhaus - begrenzt auf ein halbes Jahr - vermittelt. Hier darf sie nun in der neu eingerichteten Textildiele Kunden beraten, Wäsche sortieren und versuchen, langsam in einen geregelten Alltag zurückzufinden.

"Die Arbeiterwohlfahrt ist für Menschen da, die am Rande der Gesellschaft stehen", sagt Martin Meers, Geschäftsführer der Awo, über die Aufgabe der Kisdorfer Awo-Einrichtung, die sich direkt an der Grenze zu Kaltenkirchen befindet. Das Sozialkaufhaus ist eine Beschäftigungseinrichtung für arbeitslose Frauen und Männer, die hier auf ihren Wiedereinstieg in den Beruf oder eine andere berufliche oder schulische Qualifizierungsmaßnahme vorbereitet werden. Finanziert wird die als gemeinnützig anerkannte Institution unter anderem über Zuschüsse der Arbeitsgemeinschaft des Kreises Segeberg (Arge).

In der vor Kurzem vergrößerten Textildiele werden auf rund 60 Quadratmetern Tausende gut erhaltener Kleidungsstücke und Schuhe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. "Es ist auffällig, dass immer mehr junge Familien mit Kindern zu uns kommen, um sich hier kostengünstig einzukleiden", betont Monika Horst, Projektleiterin bei der Arbeiterwohlfahrt. Dank der noch zahlreichen Kleidungsspenden floriere das Second-Hand-Geschäft. "Viele Menschen, die zu uns kommen, stehen ganz am Ende der Gesellschaft, die Wirtschaftskrise ist deutlich spürbar und bekommt hier ein Gesicht", sagt Monika Horst. Einkaufen kann jeder - ob jemand bedürftig ist oder nicht, spielt keine Rolle.

Die Räumlichkeiten für die Kleidung und Schuhe in einem Nebengebäude des Sozialkaufhauses wurden so gestaltet, dass man sich wie in einem kleinen Modegeschäft fühlt. Hier können sich Kunden ab 50 Cent pro Kleindungsstück einkleiden. Auch elegante Abendkleider, Schuhe und Accessoires sind hier zu finden. "Wir haben von einer Boutique, die schließen musste, die Möbel übernommen und können nun unsere Kleidung angemessen den Kunden präsentieren", freut sich Monika Horst. "Insgesamt beschäftigen wir momentan bei uns auf der Anlage, sprich in Möbel- und Textilabteilung sowie einem Schreibbüro, 27 Mitarbeiter, die oft langzeitarbeitslos waren. Teilweise sind die Menschen jahrelang nicht in Lohn und Brot, da müssen elementare Dinge wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wieder von Grund auf erlernt werden", sagt Meers. "Wir haben schon 15 Personen in feste Arbeitsverhältnisse weiter vermitteln können", bilanziert der Geschäftsführer.

"Bei uns gibt es keine Almosen, bei uns gibt es Hilfe zur Selbsthilfe", so Sonja Jacobsen, Vorsitzende im Aufsichtsrat der Awo. "Das war schon vor 90 Jahren so, als die Awo gegründet wurde und mit Armenspeisungen anfing. Und das wird auch noch heute so praktiziert!"

Das Sozialkaufhaus an der Kaltenkirchener Straße 14 in Kisdorf (Tel. 04191/91 08 05) ist montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 17 Uhr, mittwochs von 12 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 12.30 Uhr geöffnet. Kleider- und Möbelspenden können vor Ort abgegeben werden.