Die Verantwortlichen wollen nun erreichen, dass die Kommunen künftig mehr für die Arbeit des Vereins zahlen.

Henstedt-Ulzburg. Den Tierschützern laufen die Kosten davon. Die Verantwortlichen des Tierschutzvereins Westerwohld, der sich um das gesamte Gebiet Segeberg-West kümmert, hatten in den vergangenen Monaten wiederholt auf die sich zuspitzende finanzielle Situation hingewiesen (wir berichteten) - und machten jetzt dem "Zweckverband Fundtiere Segeberg West" klar, dass sie mehr Geld brauchen.

Während der Zweckverbandsversammlung in Henstedt-Ulzburg legten die Vereinsvorsitzende Sylvia Rückert und ihre Stellvertreterin Katrin Witthöft ernüchternde Zahlen vor. Demnach hatte der Tierschutzverein 2008 vom Zweckverband, wie vertraglich geregelt, 50 000 Euro für die Betreuung von Fundtieren bekommen. Die Kosten für diesen Teil der Arbeit der Tierschützer aber hatten demnach 87 000 Euro betragen.

"Wir sehen uns nicht mehr in der Lage, unsere Pflichten im Sinne der Tiere und der Bürger nachzukommen", sagte Sylvia Rückert zu den Mitgliedern des Zweckverbands, "deshalb bitten wir um eine Neuregelung." Wie andere Zweckverbandsmitglieder auch, so reagierte der Vorsitzende, Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Volker Dornquast, mit Unverständnis auf die Kostenexplosion in Sachen Fundtier-Betreuung. "Wie wollen wir damit umgehen? In keinem anderen Bereich gibt es einen solchen Schub. Wie können Sie das erklären?", wollte der CDU-Politiker wissen.

Der Vereinsvorstand aber war vorbereitet. Sylvia Rückert und Katrin Witthöft betonten, man sehe die Tierschutzarbeit und die Unterhaltung des Tierheims in Henstedt-Ulzburg längst klar nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die Tierschützerinnen führten an, dass die Fallzahlen stetig steigen, und dass gleichzeitig der gesundheitliche Zustand der aufgenommenen Tiere immer schlechter sei, was die medizinische Betreuung intensiver werden lasse. Und das vor dem Hintergrund, dass die Tierärzte ihre Honorare um durchschnittlich zwölf Prozent erhöht hätten. Von den genannten 87 000 Euro seien im vergangenen Jahr rund 55 000 Euro für Tierarztkosten benötigt worden. Erschwerend aus Sicht des Vereins komme hinzu, dass das Spendenaufkommen von Tierfreunden um annähernd 35 Prozent zurückgegangen sei.

Ursprünglich war vorgesehen gewesen, wie Dornquast erläuterte, dass der Zweckverband die pauschale Zuwendung an den Tierschutzverein um 3000 Euro erhöht. Nach dem Hilfsappell der Vereinsspitze wollen die Bürgermeister und Amtsvorsteher, die allesamt schon mitten in den Haushaltsberatungen für 2010 stecken, in den Kommunen ausloten, welche finanziellen Möglichkeiten noch vorhanden sind. Im Namen des Zweckverbands aber sagte Dornquast dem Tierschutz bereits jetzt generell zu: "Wir lassen Sie nicht hängen!"

"Wir haben noch Tierarztrechnungen über 10 000 Euro offen", so Sylvia Rückert, "die schleppen wir immer hinter uns her." Als Alternative zur von ihr geforderten deutlichen Erhöhung der Pauschale stellte die Vereinsvorsitzende die Rückkehr zur Einzelabrechnung pro Fundtier in den Raum. Diese Variante aber möchte der Zweckverband möglichst nicht wählen, wie dessen Vorsitzender sagte: "Wir würden gerne bei der Pauschale bleiben, weil uns das Arbeit erspart."

Im Jahr 2008 hatte der Tierschutzverein insgesamt 622 Tiere im Henstedt-Ulzburger Tierheim aufgenommen. Im laufenden Jahr sind es bis dato bereits 545 Tiere. "Wir haben Tiere, die 300 oder sogar 400 Tage bei uns sitzen", sagte Sylvia Rückert. "Und wenn wir die Gelder nicht auftreiben können, wo sollen die Tiere denn dann hin? Ohne unser ehrenamtliches Engagement gebe es das Tierheim nicht mehr."