Benzin ist out, Strom ist in: Der städtische Energieversorger hat bereits ein Konzept: Strombetriebene Autos könnten wie Batterien für regenerative Energie genutzt werden.

Norderstedt. Einstöpseln, aufladen, losfahren - die Zukunft der Mobilität kommt aus der Steckdose. Fossile Brennstoffe haben im Verkehr keine Zukunft mehr. Bis 2020 will die Bundesregierung eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen bringen. 115 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II stehen als Fördergelder bereit. Auch regionale und kommunale Projekte zum Ausbau der elektrischen Infrastruktur, etwa ein Strom-Tankstellennetz, werden gefördert.

"Norderstedt sollte so schnell wie möglich in das Thema einsteigen. Elektromobilität ist kein Hirngespinst mehr, sondern eine wichtige Technologie, die einer Zukunftsstadt wie Norderstedt gut zu Gesicht steht", sagt Gert Leiteritz, Stadtvertreter der CDU. Seine Partei hat die Stadtwerke Norderstedt im Stadtwerkeausschuss jetzt per Antrag gebeten, Projekte zum Thema Elektroauto zu entwickeln oder sich an bestehenden Projekten zu beteiligen. Die Stadtwerke sollen ein "Vorreiter der Energienutzung und -herstellung" werden. Leiteritz regt an, sich ein Beispiel an Projekten wie dem der Stadtwerke in Aachen zu nehmen. Dort wird das Elektro-Tankstellennetz gut ausgebaut. Außerdem fördern die Aachener den Kauf von Elektrorollern mit Gutscheinen und Langzeit-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr. Auf lange Sicht sei die Elektromobilität ein lukratives Geschäftsfeld für die Stadtwerke, sagt Leiteritz. "Die Stadtwerke produzieren zurzeit in ihren Blockheizkraftwerken etwa 20 Prozent des innerstädtischen Stromverbrauchs. Dieser Anteil wird sich in den nächsten Jahren kontinuierlich erhöhen. Elektroautos sind ein zusätzlicher Markt."

Axel Gengelbach, technischer Leiter der Stadtwerke, nimmt den Antrag der Politik als willkommenen Impuls auf. Das Thema Elektromobilität habe allerdings schon lange eine Priorität im Energiekonzept der Werke, das gerade aktualisiert werde. "Es ist sicher kein Problem, in Norderstedter Tiefgaragen vier oder fünf Stellplätze für Elektroautos mit Stromtankstellen einzurichten", sagt Gengelbach. Die Stadtwerke sehen das aber nur als einen Teil des noch nicht in allen Details ausgearbeiteten Gesamtkonzeptes. Gengelbach sieht Elektroautos nicht primär als bloße Fahrzeuge. Vielmehr als mobile Energiespeicher. "Es wird in der Zukunft darum gehen, die Energie aus regenerativen Quellen wie Wind- oder Sonnenkraftwerken zu speichern", sagt Gengelbach. Die in Spitzen - wenn der Wind stark weht, die Sonne lange scheint - produzierte, aber nicht komplett benötigte Energie, muss für den späteren Bedarf "zwischengelagert" werden. "Elektroautos, die Pendler für die Fahrt von zu Hause in die U-Bahn-Tiefgarage verwenden, können während ihrer Standzeit prima als Speicher verwendet werden", sagt Gengelbach. Halbleer gefahrene Autos können elektrisch vollgetankt werden und ebenso bei steigendem Bedarf angezapft werden. Gengelbach: "Dazu brauchen wir eine intelligente Steckdose, die den Ein- und Ausgang der Energie misst. Und wir als Stadtwerke müssen die Abrechnung mit dem Halter der Autos transparent steuern. Die anfallenden Datenmengen können wir problemlos mit unserem Glasfaser-Kabelnetz bewältigen."

Um diese Pläne umzusetzen, müssen natürlich die Elektroautos unters Volk. Die Bundesregierung will den Kauf der Wagen angeblich mit 5000 Euro pro Wagen bezuschussen. Derzeit gibt es in Schleswig-Holstein ganze 57 gemeldete Elektrofahrzeuge. Immerhin 708 haben einen Hybrid-Antrieb, vereinen also Elektro-, Gas- oder Benzin-Antrieb. Zum Vergleich: 1,04 Millionen Benziner und knapp 380 000 Diesel sind auf den Straßen unterwegs.

In Norderstedt betreiben die Stadtwerke am Arriba-Erlebnisbad eine "Solar-Tankstelle" für Elektroautos. Gengelbach: "Wir hatten da mal einen Kunden. Der hat einmal getankt. Und dann nie wieder." Das Thema Elektromobilität steckt also offensichtlich noch in den Kinderschuhen.