Wer im Wald beim Joggen einen Herzinfarkt erleidet oder sonstige Probleme hat, der kann Helfern genau beschreiben, wo er sich befindet.

Norderstedt. Während im Hintergrund die Jogger durch den Rantzauer Forst laufen, lässt ein Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes Norderstedt den Vorschlaghammer auf den Holzpflock mit dem Hinweisschild sausen. Nach ein paar Schlägen sitzt das Holz fest im Boden und der erste stumme Lebensretter für Jogger, Spaziergänger, Nordic Walker oder andere Menschen im Norderstedt Wald ist installiert.

Auf dem Schild steht: "1. Bewahren Sie Ruhe. 2. Rufen Sie die zuständige Rettungsleitstelle an: Tel. 112. 3. Wer ruft? 4. Was ist passiert? 5. Wo ist es passiert?" Genau das ist bisher der Knackpunkt gewesen. Wer im Wald beim Joggen einen Herzinfarkt erleidet, sich einfach nur den Fuß verknackst oder sonstige Probleme hat, der konnte den Rettungsdiensten bisher nur schwer erklären, wo genau zwischen den Bäumen er sich befindet. Je nach Schwere der Verletzung zählt bei der Rettung aber jede Sekunde. Wenn der Rettungswagen erst suchen muss, können Leben in Gefahr sein.

Deswegen steht auf den 22 jetzt im Rantzauer Forst verteilten Schildern auch der entscheidende Zusatz: Nämlich der genaue Standort, genannt "Rettungspunkt". Beispiel: "Gebiet: Norderstedt, Rantzauer Forst. Position: 01-04." Im Notfall müsste der Anrufer also lediglich "Rantzauer Forst, 01-04" durchgeben - schon wäre seine Position ermittelt. Die Schilder wurden in der Regel auf den großen Kreuzungen der Laufwege durch den Rantzauer Forst aufgestellt.

Die in deutschen Wäldern bislang einzigartige Aktion geht auf die Initiative des CDU-Landtagsabgeordneten Manfred Ritzek und des Rettungsdienstes KBA in Norderstedt zurück. Mit dem THW Norderstedt, dem Bauunternehmer Horst Plambeck und der Stiftung Hamburger Wanderer, Natur- und Heimatfreunde wurden weitere Unterstützer und Sponsoren mit ins Boot geholt. "Die Forderung der Wald-Nutzer nach mehr Sicherheit im Forst kam immer wieder. Von der Idee bis zur Umsetzung hat es ein wenig gedauert. Aber wir haben das alles ehrenamtlich auf die Beine gestellt", sagt Manfred Ritzek. Damit die Rettungspunkte Bestand haben, bekommt jedes Schild einen Paten an die Seite gestellt. Der erste Punkt, der "01-04" zum Beispiel Jennifer Sommer (10) aus Norderstedt. "Sie engagiert sich in unserer KBA-Jugendgruppe. Auch andere KBA-Kinder werden Pate sein und so lernen, mit einer Verantwortung umzugehen", sagt KBA-Chef Michael Vollmer. Auch Manfred Ritzek wird Pate.

Rainer Schuchardt, Vorsitzender der Stiftung Hamburger Wanderer, Natur- und Heimatfreunde, trägt zur Finanzierung des Projekts bei. Er sieht in den Norderstedter Rettungspunkte ein interessantes Pilotprojekt für viele andere Wälder in Deutschland.