85 Prozent der Norderstedter besitzen mindestens ein Produkt von wilhelm.tel: TV, Internet oder Telefonie. Bis zum Jahresende sollen auch 200 000 Hamburger Haushalte angeschlossen sein.

Norderstedt. Sie tummeln sich munter im Haifischbecken der großen Telekommunikationsanbieter: Die Mitarbeiter von wilhelm.tel haben der Stadt Norderstedt eine einzigartige Erfolgsgeschichte beschert - und die dauert nun schon zehn Jahre lang. Das Unternehmen wurde am 22. Februar 1999 als Sohn der Stadtwerke gegründet, am 1. Oktober ging der erste Kunde ans Netz: "Das ist für uns der eigentliche Beginn", sagt Theo Weirich, Geschäftsführer der städtischen GmbH. Am 17. September wird der Geburtstag gefeiert, morgens mit dem Oberbürgermeister und den Politikern, nachmittags mit den Bürgern (s. unten).

"Schließlich gehört wilhelm.tel den Norderstedtern", sagt Weirich, der als kreativer Querdenker immer wieder gut ist für neue Ideen und von Kaufmann und Zahlenmensch Jens Seedorff mit der nötigen Bodenhaftung versehen wird.

Seedorffs Vorgänger als Leiter der Stadtwerke, Volker Hallwachs, war auf der Suche nach Einnahmequellen für die Stadtwerke. Die Liberalisierung des Energiemarktes machte ihm Sorgen, der städtische Versorger sollte außer Gas, Wasser und Strom neue Produkte anbieten, um sich im Wettbewerb behaupten zu können. Hinzu kam, dass die Leitungen für die Steuerung der Anlagen ohnehin erneuert werden mussten. So wurde wilhelm.tel geboren. Weirich gab dem neuen Kind der Stadt den Namen. "Wilhelm ist ein schöner deutscher Name", sagt der Geschäftsführer, dem auch der Charakter des Schweizer Volkshelden gut gefiel: trotzig, frech, versehen mit einem gerüttelt Maß an Widerstand. Genau das waren die Eigenschaften, die das junge Unternehmen brauchte. "Telekom hat uns immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen, Gegenwerbung gemacht und uns mit Unterlassungserklärungen bombardiert", erinnert sich Seedorff. Doch nicht einmal habe der Großkonzern vor Gericht gesiegt.

So konnte wilhelm.tel dank einer Technologie wachsen, die die enormen Kapazitätssprünge in der Datenübertragung bis heute problemlos bewältigt: "Alle zehn Jahre wächst die Bandbreite um das Fünfhundertfache, was unser Glasfasernetz problemlos bewältigt", sagt Weirich. Angefangen sei man mit 768 Kilobyte, heute seien 100 Megabyte die Norm.

85 Prozent der Norderstedter besitzen mindestens ein Produkt von wilhelm.tel: TV, Internet oder Telefonie. "Damit haben wir in der Stadt quasi das Monopol", sagt Weirich. Preise, Leistungen und Service sprachen sich rum, die Menschen in den Nachbarorten wollten ebenfalls mit höchstem Tempo im Internet surfen. So verbuddelten die Mitarbeiter zunächst in Henstedt-Ulzburg die Hochleistungskabel, dann folgte wilhelm.tel dem Ruf der Hamburger Großvermieter SAGA und GWG. "Zusammen mit unserem Hamburger Partner willy.tel werden wir bis Jahresende 200 000 Haushalte anschließen, für 120 000 zeichnen wir verantwortlich", sagt Weirich. Damit bringt es der Norderstedter "Zwerg" auf einen Marktanteil von 35 Prozent in der Metropole. Mit Neumünster haben die Norderstedter gerade einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, weitere könnten folgen. "Mit Quickborn sind wir im Gespräch. Wir können unser Know-how nur gemeinsam mit den Städten und Gemeinden dorthin bringen. Auf dem flachen Land sind die Investitionskosten durch die großen Entfernungen ungleich höher als in einem Ballungsraum wie Hamburg", sagt Weirich, der die Zukunft in neuen Leistungen und Angeboten sieht: Die Stadtwerke werden vom Energielieferanten zum Optimierer, und dabei will wilhelm.tel mit moderner Mess- und Steuerungstechnik helfen. "Wir können den Kunden sagen, welcher Stromverbraucher wann wie viel verbraucht und die Geräte dann mit Energie versorgen, wenn sie am günstigsten ist", sagt Weirich. Die Haustechnik werde sich weiter entwickeln, medizinische Zustände könnten jederzeit übermittelt werden, Ärzte rechtzeitig eingreifen. Angedacht ist auch ein Zentralarchiv auf den wilhelm.tel-Rechnern. Norderstedter können wichtige Daten dort abspeichern und jederzeit von zu Hause abrufen. "Unsere Kunden und Aktivitäten sind breit gestreut, sodass wir zwar immer am Ball bleiben müssen, aber durchaus optimistisch nach vorn sehen können", sagt Weyrich.