Befremdlich

"Nach 30 Sekunden platzte der Traum" - NZ vom 28 August

Schade, durch die Beglaubigung hätte die Politiker beweisen können, dass sie auch zu dem stehen, was sie im Wahlkampf versprechen. Für mich wären sie dadurch ein Stück glaubwürdiger geworden. Die Podiumsdiskussion als "PR-Aktion" oder "Show" zu bezeichnen, finde ich befremdlich. Schließlich wurde dort eine Bühne geboten, um die Wähler im direkten Vergleich zu den Mitbewerbern zu überzeugen.

Manuela Dupski-Wendt, Norderstedt

Kasperletheater

Die Einladung hielt ich für intelligent satirisch: "Wahlversprechen notariell beglaubigt". Ein Hingucker - provokant absurd. Vor Ort musste ich dann jedoch zu meinem Entsetzen feststellen, dass der Initiator, Herr Kahlsdorf, mit seinem ABC Club, gar keine Satire im Sinn hatte. Stattdessen machte er den Namen des Clubs zum Programm und präsentierte Demokratieverständnis auf Niveau eines Abc-Schützen. Bierernst postierte sich ein Notar auf der Bühne, um jedes Wort der sechs anwesenden Landespolitiker feinsäuberlich zu protokollieren und später dann zu beglaubigen. Und so verblasste die erhoffte Pointe in Windeseile.

Zum Glück reagierten die geladenen Politiker einheitlich souverän und kanzelten diesen unsäglichen Versuch, die Menschen für dumm zu verkaufen, als Kasperletheater ab.

Und doch ist es nicht so einfach. Wäre es nur Kasperletheater, dann könnte man ja beruhigt einen Haken hinter eine lediglich schlechte Veranstaltung machen. Für mich ist das Erfahrene jedoch nicht so einfach erträglich. Vielmehr ist diese entsetzliche Veranstaltung in meinen Augen ein direkter Angriff auf unsere Demokratie selbst.

Und zwar nicht, weil die anwesenden Politiker nicht zu klaren Aussagen bereit gewesen wären - denn das waren sie. Vielmehr startete der ABC Club selbst diesen Angriff, indem er dem Zuschauer sein pervertiertes Verständnis unseres politischen Systems aufzuzwängen versuchte. Aber Demokratie ist nun mal kein Wunschkonzert.

Demokratie ist die andauernde Entwicklung von Kompromissen, und kein lapidarer Geschäftsvertrag. Dort entscheidet kein Wähler über die Verhandlungsposition der Geschäftspartner, und die Umsetzung verabredeter Absichten wird ohne Bedarf eines Kompromisses beschlossen. Wie also soll ein Vertragspartner eine Versprechung machen, der weder sein Verhandlungsgewicht noch seinen Verhandlungspartner zum Zeitpunkt des Versprechens kennt?

Darauf glaubt Herr Kahlsdorf offenbar die Antwort zu haben - und suggeriert den Bürgern fahrlässig, dass sie die Weitsicht eines Hellsehers von ihren Politikern erwarten könnten. Kein Politiker, sondern Herr Kahlsdorf selbst hat sein absurdes Versprechen gebrochen - auch ohne notarielle Beglaubigung!

Torven Hartz, Kaltenkirchen

Albtraum

Wäre der Kahlsdorf-Traum nicht geplatzt, wäre es ein Albtraum gewesen. Deshalb ein Dankeschön an die Politiker, die das Spiel mit notariell besiegelten Versprechungen nicht mitspielten. Sie wissen also zumindest, dass sie sich allenthalben für etwas einsetzen können. Was dann wirklich passiert, ist demokratische Beschlusssache. Nicht einmal die absolute Mehrheit gibt einzelnen Spitzenpolitikern die Gewähr, dass ihre "Versprechungen" die nötige Zustimmung ihrer Fraktion bekommen. Wir wählen am 27. September nämlich keinen Diktator. Und das ist gut so.

Günther Döscher, Norderstedt

Ebenso charakterlos

"Aus dem Liberalen Zibell wird ein Sozialdemokrat" - NZ vom 22./23. August

Seit einer Woche warte ich auf kritische Leserbriefe in der NZ. Vergeblich! Zur Erinnerung: Vor drei Monaten wechselte die SPD-Stadtvertreterin Basarici unter Mitnahme ihres Mandates zur CDU. Die Folge waren viele kritische, teilweise regelrecht hasserfüllte Leserbriefe von sogenannten "Demokraten". Angeblich ging es dabei nicht gegen den Wechsel an sich. Es ging nur gegen die Verfälschung des Wählerwillens, gegen Missachtung des Wählerwillens, gegen die Charakterlosigkeit der Frau Basarici. Nun haben wir durch den Wechsel des Herrn Zibell von der FDP zur SPD das Gegenteil. Ist das nicht auch Verfälschung des Wählerwillens, Missachtung des Wählerwillens, charakterlos, usw.?

Man kann durchaus über die Mitnahme von Mandaten unterschiedlicher Meinung sein. Dann gelten diese Bedenken aber für beide Seiten. Oder ist etwa nur das Verlassen einer Linkspartei charakterlos, der Wechsel zu ihr aber ehrenvoll?

Michael Kerner, Norderstedt

Hinterfotzig

Ein Stadtvertreter namens Hans-Joachim Zibell hat mehrmals eindringlich betont, dass er sein Mandat niemals bei einem Partei-Wechsel mitnehmen würde, da er ja von den Wählern, eben für diese Partei gewählt wurde. Dann kommt dieser Wechsel tatsächlich, und all diese Beteuerungen erweisen sich als die Unwahrheit. Was soll man dazu sagen. In Bayern gibt es dafür einen Ausdruck: hinterfotzig.

Heino Dittmayer, Norderstedt

Zumutung

"Laut und friedlich - Schall und Rausch in Norderstedt" - NZ vom 24. August

Die "geduldete" Veranstaltung "Schall und Rausch" ist für die direkten Anwohner eine unzumutbare Lärm- und Rauchbelästigung. Der zu- und abgehende Publikumsverkehr ist noch eine zusätzliche Nachtruhestörung. Es hat sich auch diesmal wieder gezeigt, dass Anrufe beim Beschwerdetelefon zwecklos sind; es dient nur zur Beschwerdevereitlung. Man erhält Antworten wie: "Ja, ich gebe es weiter." Und eine Stunde später, als es noch lauter geworden war: "Es ist gerade jemand unterwegs, um den Lärm herunterzufahren." Von einem Ergebnis war bis in die frühen Morgenstunden nichts zu merken.

K. Blohm, Norderstedt

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