Früher war der gebürtige Hamburger einmal ein erfolgreicher Geschäftsmann. Doch der Tod seiner Frau warf ihn aus der Bahn.

Norderstedt. Vom Glanz früherer Zeiten ist nichts geblieben. Im Dämmerlicht sitzt Walter Koomen (80) auf einem verschlissenen Sessel zwischen Erinnerungsfotos und einem Sammelsurium zumeist sperrmüllreifer Gegenstätte. Hier, im Anbau einer ehemaligen Werkstatt an der Ecke Ohechaussee/Gärtnerstraße in Norderstedt, hat Koomen in den vergangenen sechs Jahren gelebt. Unter spartanischen Umständen. Jetzt aber muss der gehbehinderte Rentner seine "Wohnung" verlassen: Sein Mietvertrag für Werkstatt und Lagerräume ist zum 31. August gekündigt. Koomen weiß nicht, wo er unterkommen soll.

Der gebürtige "Hamburger Jung" erzählt von früheren, glücklichen Zeiten. Der gelernte Modelltischler hatte früher als Kfz-Mechaniker gearbeitet, später auch erfolgreich als Kaufmann mit Ölen und Fetten gehandelt. Er stammt aus einer wohlhabenden Familie, die einen Lebensmittelhandel hatte. Der große Max Schmeling sei einer seiner besten Freunde gewesen. Mit seiner Frau, deren Familie ein großes Wohnungsbauunternehmen besaß, war er 47 Jahre lang verheiratet - er hat vier Kinder.

Dann aber zählt Walter Koomen die 14 Beerdigungen auf, zu denen er in den vergangenen Jahren gegangen sei. Der Tod seiner Frau im Jahr 2003 warf ihn erheblich aus der Bahn. Offiziell in Hamburg-Niendorf gemeldet, richtete sich der heute 80-Jährige im Hinterzimmer seiner Werkstatt ein, wo er nahezu 30 Jahre lang an Autos, besonders vom Fabrikat Mercedes, schraubte. Bis zuletzt häufte Koomen tonnenweise Autoersatzteile an. Auch an zwei Booten, die jahrelang auf dem Hof standen, werkelte er herum. Der Traum, sie irgendwann zu Wasser zu lassen, blieb ein solcher.

Dann sei das Gebäudeensemble ganz am Rande der Stadt verkauft worden - und der neue Besitzer habe ihm fristlos kündigen wollen, erzählt der Senior. "Er hat mir gedroht, er reißt hier alles weg."

Der neue Besitzer der Immobilien widerspricht dieser Darstellung. Im Gespräch mit der Norderstedter Zeitung sagte der Norderstedter: "Der alte Mann hätte dort bleiben können, solange er will. Ich hätte ihn in Ruhe gelassen." Koomen aber sei der Aufforderung nicht nachgekommen, Autoteile und andere Gegenstände aus den Hallen zu räumen. Die Tatsache, dass er in den Gewerberäumen wohne, sei ein Verstoß gegen den Mietvertrag, der eine fristlose Kündigung möglich gemacht hätte. Dennoch, so der Hausbesitzer, habe er dem 80-Jährigen ein halbes Jahr Zeit gelassen. Was weggerissen werden musste, war der offene Ofen, mit dem der Rentner sein Zimmer beheizte. Der Besitzer verweist auf Bauvorschriften und die Brandgefahr.

Beide Seiten haben inzwischen Anwälte eingeschaltet. Der Besitzer der Häuser, der dort Büros einbauen lassen will und die große Lagerhalle bereits neu vermietet hat, erzählt von mehreren Anzeigen, die der Rentner gegen ihn gestellt habe: "Er hat mich von der Polizei mehrmals von meinem eigenen Grundstück verweisen lassen." Er werde aber keine Räumungsklage einreichen und Walter Koomen auch noch etwas Zeit lassen - aber nur unter der Bedingung, dass dieser sich finanziell mit dem neuen Mieter einige.

Koomen erzählt, er habe große Teile seiner automobilen Schätze schlicht verschrotten lassen. Einige Reste werde er in einem neuen Lager in Leetzen unterbringen. Was der 80-Jährige braucht, ist eine kleine, ebenerdige Wohnung. Bis zu 400 Euro, so der Rentner, könne er bezahlen. Geschenkt haben will er nichts: "In meiner Familie haben wir uns immer selbst durchgeschlagen!" Um Hilfe von Behörden anzunehmen, dazu stehen Koomen sein Stolz und wohl auch eine gehörige Portion Sturheit im Weg: "Ich werde keinem auf der Tasche liegen, gehe nicht betteln."

Dem Oldtimer-Fachmann, der viele Jahre lang auch Gutachten für Mercedes-Händler erstellte, ist ein Wagen geblieben - und zwar ein goldfarbener "108er" (Mercedes 280 SEL), den er noch selbst steuert! Für dieses Auto sucht Koomen nach einer Einzelgarage. Wer ihm kurzfristig helfen kann, der kann Walter Koomen unter der Rufnummer Tel. 040/528 19 05 erreichen.