Ein Leben fürs Theater. Zwei, die aus Norderstedts Theaterszene nicht wegzudenken sind, erzählen von ihrem reichen Bühnenleben - und warum sie jetzt aufhören.

Norderstedt. "Ich war kaum zehn Tage hier, da hatte ich 'ne Hauptrolle an der Hacke", sagt Wolfgang Lorenzen-Schmidt und grinst. Das war 1967. Der Rechtspfleger hatte gerade Amtsantritt beim Norderstedter Amtsgericht, traf dort auf den Amateur-Schauspieler Herbert Paschen und wurde prompt fürs Norderstedter Amateur-Theater (NAT) engagiert. Aus dem NAT heraus gründeten Lorenzen-Schmidt mit Jörg-Peter Hahn und weiteren Kabarett-Freunden am 30. August 1974 das Amateur-Kabarett "Die Thespisnarren".

Wenn sich am Freitag, 4. September, 20 Uhr, in der "Thespisnarren"-Kleinkunstbühne in der "TriBühne" mit der Gala "Thespisnarren & Friends" der Vorhang für die neue Saison hebt, sind Wolfgang Lorenzen-Schmidt und Uschi Köder auf der Bühne nicht mehr dabei. Das Ehepaar hat mit der Kabarett-Show "Catwalk - Du bist Mode!" als Vivienne Westwood und Karl Lagerfeld den Abschied gegeben.

Doch so ganz kann das Ehepaar nicht vom Kabarett lassen. "Wir bleiben den 'Thespisnarren' treu und helfen im Vorstand", sagt Lorenzen-Schmidt. "Mit Marcel Kösling, Gyde Lena Berger und weiteren neuen Mitgliedern sind jetzt junge Leute im Team, denen machen wir jetzt Platz", sagt Uschi Köder. Sie wollen mehr Zeit für sich, für Familie und Freunde, für Reisen: "Gerade der Freundeskreis hat gelitten, denn wir waren ununterbrochen mit Auftritten, mit Text- und Rollenlernen besetzt."

Mit "Lieb Norderstedt, mag's ruhig sein" fing alles an. Damit weihten die "Thespisnarren" 1974 den Festsaal am Falkenberg ein. Es folgten Produktionen wie "Etwas ist faul im Staate D-Mark" (1982), "Tucho mit Grips" (1985) bis zu "Cat Walk" (2008), und fast immer standen Köder und Lorenzen-Schmidt auf der Bühne und gaben alles, sei es im politischen Kabarett, sei es in literarischen Kabaretten.

Theaterverrückt waren sie schon als Schüler. Uschi Köder, 1942 in Essen geboren, spielte bereits in der Studiobühne Essen beim "Theater der Jugend". Sie belegte in Düsseldorf Clowns- und Pantomimen-Kurse, von denen sie bei den "Thespisnarren" erkennbar profitierte, gab sie doch ihren Rollen gern ein ironisch-clowneskes Profil.

1979 kam sie nach Hamburg, nach Norderstedt. Doch wohin mit der Theaterleidenschaft? Uschi Köder landete beim NAT und spielte im Weihnachtsmärchen "Aschenputtel" die böse Stieftochter Rotraut. 1980 folgte "Türschloßpanik" in der Regie von Theater-Autor und -Kritiker Jörg-Peter-Hahn. Doch Uschi Köder reichte das nicht. Sie stieg beim Hamburger Kellertheater ein und auf die Bühne, beispielsweise in "Und wo lassen Sie denken?". Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky - das ist die Welt der Uschi Köder.

"Doch ich musste bald streiken, denn zweimal in der Woche auf zwei verschiedenen Bühnen Theater spielen, das war denn doch zu viel", sagt sie heute. Zumal sie noch nicht dauerhaft in Hamburg lebte, sondern zwischendurch beim damaligen Ehemann in Castrop-Rauxel. Damit war 1985 Schluss. Mit ihrem Sohn Christian zog sie endgültig nach Norderstedt. 1988 traf sie mit Wolfgang Lorenzen-Schmidt wieder die Liebe.

"Wir haben uns im Dezember 1989, also kurz nach dem Mauerfall, verlobt und nach der Wiedervereinigung geheiratet, erst standesamtlich auf der Rickmer-Rickmers und dann auf plattdeutsch in der Falkenbergkirche", erinnert sich das Paar.

Uschi Köder hatte zwar wieder eine Familie, aber dafür nur eine Bühne. Die entdeckte Köders Faible für Mode und Schneiderei. "Erst nähe ich die Kostüme, dann machte ich mich als Schneiderin selbstständig", sagt Köder, die ihren Namen fürs Theater behielt: "Zweimal den Doppelnamen Lorenzen-Schmidt, das sieht nicht gut auf dem Plakat aus, befand Jörg-Peter Hahn, also blieb ich Uschi Köder." Bis 2007 hatte sie eine eigene Schneiderwerkstatt in Norderstedt.

Und Ehemann Wolfgang? "Ich habe schon am Hebbel-Gymnasium in Kiel Theater gespielt und Regie geführt." 1967 überzeugte ihn Herbert Paschen, mit der Hauptrolle in "Bäume sterben aufrecht" ins NAT einzutreten. "Ich habe alles gemacht, Technik, Kulissenbau, Deko und Lkw gefahren", sagt Lorenzen-Schmidt. Ihn reizte die Unterschiedlichkeit der Rollen, die Vielseitigkeit eines Amateur-Theaters.

Genau diese Vielfalt zog ihn zum Kabarett. "Da muss man von einem Moment zum anderen die Rolle wechseln, das ist spannend", sagt der Theaternarr, der bald zum "Thespisnarr" wurde.

Das schönste gemeinsame Stück für Köder und Lorenzen-Schmidt war das Kabarett "Gartenfest mit Tingeltangel" (2002). Und als Vivienne Westwood und Karl Lagerfeld in "Catwalk", in denen beide eine köstliche Parodie auf die Modeschöpfer brachten. Schade, dass sie gehen.