Auf weniger Lohn, Weihnachts- und Urlaubsgeld müssen sich alle Beschäftigten einstellen. Mitarbeiter befürchten, dass die Produktion nach Sachsen-Anhalt verlagert wird.

Norderstedt. Die Mitarbeiter von Jungheinrich fürchten um ihre Arbeitsplätze. "Die Stimmung ist am Boden", sagte ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will, im Gespräch mit der Norderstedter Zeitung. Am Donnerstag informierte die Werkleitung den Betriebsrat darüber, dass im Norderstedter Werk des weltweit tätigen Gabelstapler-Herstellers bis zum kommenden Jahr weitere 170 Stellen gestrichen, die Personalosten um 15 Prozent reduziert werden sollen. Der Betriebsrat wiederum gab das Sparkonzept an die Mitarbeiter weiter.

Zurzeit sind noch 1270 Mitarbeiter im Norderstedter und Lüneburger Werk beschäftigt. Auf Stellenstreichungen, weniger Lohn, Weihnachts- und Urlaubsgeld müssen sich allerdings nur die Beschäftigten im Norderstedter Stammwerk einstellen. 90 Mitarbeiter des größten Produktionsstandortes haben ihre Kündigungen schon erhalten.

"Das konnten wir über Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit und einvernehmliche Auflösungsverträge erreichen", sagt Unternehmenssprecher Markus Piazza. Der Personalabbau komme nicht überraschend. Schon im Frühjahr habe die Unternehmensleitung auf die schlechte wirtschaftliche Lage hingewiesen: Die Wirtschaftskrise habe den Markt um 50 Prozent einbrechen lassen, die Auftragseingänge lägen um 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Jungheinrich habe im ersten Halbjahr 2009 einen Verlust von mehr als 15 Millionen Euro verzeichnet. Der Umsatz sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent auf 830 Millionen Euro gesunken. Das Unternehmen hatte bereits Anfang des Jahres Stellen abgebaut. "Wir können den Standort Norderstedt langfristig nur erhalten, wenn wir Personal abbauen und die Kosten senken", sagt Piazza. Er geht davon aus, dass die Produktionskapazitäten aus dem Jahr 2008 wahrscheinlich erst 2014 wieder erreicht werden.

"In der Belegschaft macht sich nun jeder Sorgen um seine Zukunft", sagt der Mitarbeiter. Er und seine Kollegen müssten wohl in den sauren Apfel beißen und mit weniger Lohn leben. Das treffe die meisten hart, schließlich seien die Lebenshaltungskosten gestiegen, die Familien hätten sich an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt. Kommt es zu keiner Einigung, wolle die Unternehmensleitung einen Teil der Produktion nach Landsberg in Sachsen-Anhalt verlegen. Dort seien die Löhne deutlich niedriger als hier. Diese Alternative bedeute, dass erheblich mehr als 170 Arbeitsplätze im Norderstedter Werk wegfallen würden.

In den nächsten Wochen sollen die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat beendet werden. "Wir wissen, dass das schwierig wird, wollen die Gespräche trotzdem schnell über die Bühne bringen", sagt Unternehmenssprecher Piazza.