“Jetzt haben wir dreimal hintereinander in Kuhställen gespielt, da sind wir jedenfalls vor Schweinegrippe sicher“, witzelte Posaunen-Professor Christhard Gössling.

Pronstorf. Schleswig-Holsteins Nobel-Kuhställe hören während des Schleswig-Holstein Musik Festivals allerlei Gutes. Das Blechbläser-Ensemble der Berliner Philharmoniker zeigte beim letzten SHMF-Konzert im Kuhstall des Guts Pronstorf, dass auch volles Blech wunderbar virtuos und sogar cantabel klingen kann. Vier Trompeten, vier Posaunen, ein Waldhorn und eine Tuba brachten die 800 Zuhörer zum Staunen.

Von wegen "schweres Blech"! Das Berliner Blechbläser-Ensemble begeisterte mit einem schlanken Klang und platzierte auch im festlichen Gepränge der Händel- und Bach-Werke mit sängerischer Transparenz Eleganz und Noblesse, basierend auf technischer Meisterschaft.

Die glorreichen Zwölf starten ihr Programm mit funkelnden, opernhaften Kompositionen von Händel. Mit "Jesus bleibet meine Freude" und weiteren geistlichen Werken von Johann Sebastian Bach beweisen die Berliner Bläser, dass volles Blech mit innig gespielten Gebeten lobpreisen kann. Das vierstrophige Posaunen-Quartett "A la Battaglia" von Heinrich Isaac brechen sie auf seinen narrativen Liedcharakter herunter.

Mit traumwandlerischer Sicherheit und dem ganz großen Freudenton wird eine kühne Blechbläser-Bearbeitung von Bachs drittem Brandenburgisches Konzert gespielt. Nach der Ouvertüre zu Mozarts Oper "Die Zauberflöte" verwandelt Solo-Trompeter Tamás Velenczei sein Instrument mit der Zornesarie der Königin der Nacht in eine Koloratur-Sopranistin von Callas-Art. Es gelingt ihm, nicht nur die Wut, sondern auch die Schmach der Frau erklingen zu lassen, die von Ehemann und dessen Freund Sarasto so schnöde hintergangen wurde.

Welch ein Genuss zum Schluss der Pronstorfer Festival-Reihe!