Ein Polstersessel und ein Stuhl standen schon lange nebeneinander. Immer wieder wählten die Menschen den Sessel, und der einfache Holzstuhl ging leer aus. Dabei fühlte er sich kernig und gesund und hätte gern etwas getan.

"Wie kommt es eigentlich, dass man dich so bevorzugt?", fragte er eines Tages den Sessel. "Ich gebe nach", sagte der Sessel verbindlich und lächelte. "Ich gebe nach, du bleibst hart."

Wir wissen am besten, wo wir auch selbst Stuhl und wo wir Sessel sind, persönlich oder im Dienst. Und wir wissen auch, dass das aufrechte Sitzen auf dem Stuhl am Ende gesünder ist als das Sitzen auf dem Sessel.

Doch häufig ist Kuscheln gefragt. Eine Nische, in die man sich zurückziehen kann mit wenigen anderen Gleichgesinnten. Überschaubare Gruppe, verständige Menschen, sanfte Blicke, ein lieber Gott.

Vielleicht ist der Grund für die Wünsche nach sensiblerem Umgang, nach weicheren Tönen, dass wir so oft enttäuscht worden sind.

Deshalb darf uns dann keiner zu nahe kommen. Weil wir im Innersten unserer selbst nicht mehr sicher sind. So halten wir auch Gott auf Kuscheldistanz.

Der Gott, von dem die Bibel erzählt, gleicht allerdings oft eher einem knorrigen, harten Stuhl denn einem weichen, nachgiebigen Sessel. Gott schmeichelt nicht. Sonst müssten wir ja doch Angst haben, dass es wieder einer nicht ehrlich meint.

Gott ist kein bequemer Sessel. Vielleicht sitze ich bei Gott etwas härter, aber ich sitze aufrecht.