Im Oktober 2008 klingelten drei junge Männer bei dem Ehepaar H. in Großenaspe an der Haustür und boten an, gegen Entgelt Gartenarbeiten zu erledigen und die Grundstücksauffahrt zu reinigen.

Großenaspe/Neumünster. Um ihre wahren Absichten zu verschleiern, arbeiteten die Männer 45 Minuten oberflächlich im Garten, bis einer darum bat, auf die Toilette gehen zu dürfen.

Auf dem Weg zur Toilette betrat der Mann das Schlafzimmer des Hauses und entwendete aus dem Nachtschrank Schmuck im Wert von 3400 Euro. Kurz danach verließen die Männer das Grundstück. Am selben Tag beauftragte einer der Männer seine Bekannte Stephanie K., den Schmuck in Hamburg in ein Pfandhaus zu bringen. Falls sie gefragt werde, woher der Schmuck sei, sollte Stephanie K. sagen, sie habe geerbt und wolle von dem Geld die Beerdigung bezahlen.

Stephanie K. erhielt von dem Pfandleiher 1040 Euro, die die Männer unter sich aufteilten. So steht der Sachverhalt in der Anklageschrift, die zum Prozessauftakt vor dem Amtsgericht in Neumünster verlesen wurde. Auf der Anklagebank sitzen zwei der an der Tat beteiligten Männer, die Brüder Nico und Adriano H. aus Stade.

Auf Antrag seines Verteidigers wird das Verfahren gegen Nico H. abgetrennt und an ein Gericht in Stade abgegeben, wo ihn weitere 15 Ermittlungsverfahren erwarten, die zusammen verhandelt werden sollen. Der Verteidiger bezeichnete seinen Mandanten als Intensivtäter. Adriano N. blieb allein in Neumünster auf der Anklagebank zurück.

Der arbeitslose junge Mann ohne Ausbildung hat ebenfalls ein erhebliches Vorstrafenregister vorzuweisen. Er macht von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Die Zeugin Stephanie K., die aus Liebe zu Adriano N. den Schmuck ins Pfandhaus brachte, ohne dessen Herkunft zu kennen, ist zum Gerichtstermin nicht erschienen. Die Hoffnung der Richterin auf einen zügigen Prozess löst sich damit in Luft auf.

Sie ordnet zu einem weiteren Termin die polizeiliche Vorführung von Stephanie K. an und lädt das Opfer des Schmuckdiebstahls, die über 80-jährige Hildegard H., deren Mann inzwischen verstarb, ebenfalls als Zeugin.

Der Prozess wird am 29. September um 11.30 Uhr im Amtsgericht Neumünster, Saal B 126, fortgesetzt.