Mögen Schwalben Klarinettenklänge? Die schwarzweiß gefiederten Dachbalkenbewohner zwitscherten beim letzten Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Hof Bissenbrook gern zart dazwischen und gaben dem Konzert eine kecke Variante und erfreuten mit anmutigen Flugrunden hoch unterm Gebälk des Kuhstalls.

Großenaspe. Die kecke Variante stand dem vom Trio Sabine Meyer, Klarinette, Mischa Meyer, Cello, und Caspar Frantz intellektuell angelegten Konzert gut. Wie meistens beim Festival-Schwerpunkt "Heimspiel - Deutschland entdecken" standen mit Robert Schumann, und Johannes Brahms deutsche, mit Carl Frühling und Alban Berg österreichische Komponisten auf dem Programm.

Eine Entdeckung ist Carl Frühling (1885 bis 1935). Vor allem mit den letzten beiden Sätzen seines Trios für Klavier, Klarinette und Cello a-Moll, Opus 40, beeindruckte Klarinettistin Sabine Meyer mit farbigem Spiel. Die Professorin für Klarinette an der Lübecker Musikhochschule, die von Herbert von Karajan entdeckt und als erste Frau bei den Berliner Philharmonikern mitspielte, erforschte im Andante die leisen tiefen Töne und legte mit dem Allegro vivace einen fulminanten Schlusssatz aufs Podium.

Und noch eine Entdeckung: Cellist Mischa Meyer faszinierte mit seinem hingebungsvollen, uneitlen und kompromisslosen Spiel. Gleich mit Schumanns Fantasiestücke für Klavier und Cello, Opus 73, bleibt der Neffe Sabine Meyers nicht an der eleganten Oberfläche. Er geht in die Tiefe der Komposition und lotet die reichen Strukturen lustvoll aus. Mischa Meyer singt mit seinem Cello, gibt den Rhythmen feinfühlig Strukturen und forciert Ecken und Kanten der Kompositionen.

Etwas blass als Begleiter bleibt Pianist Caspar Frantz. Der Sohn des SHMF-Gründers Justus Frantz brilliert aber im Duo mit Klarinettistin Meyer in Alban Bergs wunderbaren vier Stücken für Klarinette und Klavier, Opus 5. Expressiv legt er die kurzen Klänge an, lässt seiner Partnerin Raum für ihre kluge Interpretation der kurzen Stücke. Die bleiben durch das kongeniale Spiel des Duos nachhaltig, denn Meyer und Frantz gelingt es, mit Alban Berg die Seele zu erreichen. Im Gegensatz zum Brahms-Trio: Das erklingt in gepflegt langweiliger Schönheit.