Es begann auf der Reeperbahn in Hamburg am frühen Morgen im Juni des vergangenen Jahres: Der Iraner Mehdi D. (21) wartete vor einem Imbiss auf seine dort arbeitende Ex-Freundin Mirihcan B. (20).

Norderstedt. Es passte Mehdi D. nicht, dass die junge Frau zu einem Arbeitskollegen ins Auto stieg.

Auf der Fahrt rief er Mirihcan B. per Handy an und forderte sie auf auszusteigen, schließlich beschimpfte Mehdi D. seine Ex-Freundin. Deren Arbeitskollege Burak A. mischte sich in den Streit ein, die jungen Männer verabredeten sich zu einem Treffen in Norderstedt. Dort wurden Mehdi D. und sein Freund Peter W. (26) in der Nähe des ZOB von Mirihcan B. und drei Männern erwartet. Es kam zu einer Schlägerei, an deren Ende für Mehdi D. und Peter W. eine Anklage wegen schwerer Körperverletzung stand.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft griff Mehdi W. Burak A. (22) mit einem fünf Zentimeter dicken und einem Meter langen Ast an. Burak A. erlitt Schädelprellungen und Armverletzungen, ebenso wie Michael V. (22), der dazwischen ging und den Streit schlichten wollte.

Die beiden Angeklagten lassen im Prozess vor dem Amtsgericht in Norderstedt durch ihre Anwälte erklären, Burak A. habe sie mit einem Messer angegriffen, sie hätten sich nur gewehrt. Das Messer wurde allerdings nie gefunden.

Die Wahrheitsfindung gestaltet sich für Richter Reinhard Leendertz schwierig: Das vermeintliche Opfer Burak A., durch einige Straftaten polizeibekannt, ist zum Gerichtstermin nicht erschienen. Die Zeugin Mirihcan B. hat angeblich nichts gesehen. Trotz intensiver Befragung kann sie sich an nichts erinnern, obwohl sie bei ihrer polizeilichen Vernehmung angegeben hat, Mehdi D. und Peter W. seien auf Burak A. losgegangen, ohne dass dieser eine Chance gehabt habe, sich zu wehren.

Der Zeuge Michael V. hat ebenfalls Probleme, sich an die Vorfälle zu erinnern, er ist bemüht, das Ganze zu verharmlosen. Man habe sich inzwischen ausgesprochen, alles sei geklärt, die Angeklagten hätten sich entschuldigt.

Die Zeugen haben offensichtlich Angst vor den groß gewachsenen, athletisch gebauten jungen Männern auf der Anklagebank.

Für Mehdi D. steht einiges auf dem Spiel, da er als Iraner in Deutschland kein dauerndes Aufenthaltsrecht hat. Er soll seine Ex-Freundin nach der Trennung noch lange verfolgt und belästigt haben. Außerdem soll er ihr gedroht haben, wenn sie eine Aussage mache, werde er über sie verbreiten, dass sie heroinabhängig sei und als Prostituierte arbeite.

Da sich der Sachverhalt schwer aufklären lässt, schlägt der Verteidiger vor, das Verfahren einzustellen, aber Richter Leendertz möchte den Zeugen Burak A. noch vernehmen. Er ordnet dessen polizeiliche Vorführung in einem weiteren Gerichtstermin an.