Noch ist das Projekt geheime Kommandosache, nur Politiker und Verwaltung kennen Details. FDP fordert: Innenstadt muss von der Expansion profitieren.

Kaltenkirchen. Politiker behandeln das Projekt als geheime Kommandosache, doch so viel ist durchgesickert: Dodenhof plant in Kaltenkirchen Millioneninvestitionen, um sein Sortiment zu erweitern. Seine Ideen hat Dodenhof-Geschäftsführer Berndt Chylla den Stadtvertretern und der Stadtverwaltung hinter verschlossenen Türen bereits vorgestellt. Über den Inhalt schweigen alle Teilnehmer eisern. Öffentlich gibt Chylla nur preis, dass er die Angebote für Möbel und Mode vergrößern und außerdem "etwas Neues" schaffen will.

An seinem Standort an der Autobahn 7 in Kaltenkirchen verfügt das Familienunternehmen derzeit über 30 000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Möbel und 9000 Quadratmeter für Mode. Sollte Dodenhof die Genehmigung für die Expansion erhalten, stünde die Stadt vor einer kuriosen Situation: Am Stadtrand wächst der Gigant Dodenhof weiter und zieht Kunden aus ganz Norddeutschland an, während im Stadtzentrum die Fläche für ein 30-Millionen-Geschäftsviertel am Bahnhof weiterhin brach liegt. Wie berichtet, hat der Gazit-Konzern sämtliche Pläne für das seit Jahren leer stehende Innenstadt-Areal auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt und sucht nach einem Finanzpartner.

Die FDP-Fraktion in der Stadtvertretung hat bereits vorgeschlagen, Dodenhof könne einen Teil der geplanten Investitionen ins Zentrum umleiten. "Wir fordern, dass Dodenhof einen Teil seiner Erweiterungswünsche in der Kaltenkirchener Innenstadt verwirklicht", sagt Fraktionschef Eberhard Bohn. Auf Begeisterung stößt dieser Vorschlag bei Dodenhof offensichtlich nicht. "Wir sind mit dem bisherigen Standort sehr gut gefahren", sagt Chylla. "Aber wir prüfen auch diese Vorschläge sehr intensiv."

In Kaltenkirchen muss Chylla sonst kaum mit Gegenwind rechnen. Dodenhof gehört mit 700 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in der Region und ist für die Stadt ein attraktiver Steuerzahler. Auch von den Geschäftsleuten aus der Innenstadt ist kaum Kritik zu erwarten. Die Werbegemeinschaft der Kaufleute, die vor Jahren gegen die erste Dodenhof-Erweiterung gewettert hatte, hat sich inzwischen aufgelöst. Kaltenkirchens Gewerbeverein, der "Ring für Handel, Handwerk und Industrie", arbeitet eng mit Dodenhof zusammen und hat die ersten gemeinsamen verkaufsoffenen Sonntage mit dem Möbelriesen organisiert.

Ärger erwartet Chylla vielmehr aus dem Rest des Nordens: "Mit einem Sturm aus dem Umland ist zu rechnen." Der Dodenhof-Chef und seine Mitarbeiter in der Führungsetage erinnern sich noch gut an die Protestwelle, die im Jahr 2003 über sie hereinbrach, als das Unternehmen seine Verkaufsflächen um 25 000 Quadratmeter erweitern wollte. Bürgermeister von Kiel bis Norderstedt drohten mit Klagen, weil sie eine Abwanderung von Kunden aus ihren Innenstädten nach Kaltenkirchen befürchteten. Diese Sorgen teilte auch die Landesplanungsbehörde im Innenministerium, das damals die Expansionspläne rigoros auf 9000 Quadratmeter zusammenstrich. Damit blieb nur noch Platz für das Modehaus. Die Investitionen schrumpften von geplanten 30 auf zehn Millionen Euro. Statt 400 neuer Arbeitsplätze entstanden nur 100.

"Wir müssen jetzt klären, inwieweit unsere Ideen zu den Vorstellungen der Kaltenkirchener Stadtväter passen", sagt Chylla. Parallel sollen alle Pläne eng mit der Landesraumordnung abgestimmt werden. "Ein langer, steiniger Weg", sagt der Dodenhof-Chef. "Aber damit haben wir ja Erfahrung." An Kapital mangelt es dem Unternehmen mit Stammsitz in Posthausen (Niedersachsen) vermutlich nicht. Erst vor wenigen Wochen hat sich Dodenhof von seinen Plänen für eine "Möbelwelt" in Lübeck verabschiedet. 50 Millionen Euro sollten an der Autobahn 20 investiert werden, doch im Juli verkaufte die Firma die Hälfte des 162 000 Quadratmeter großen Grundstücks. In Branchenkreisen hieß es, Dodenhof wolle sich auf die Standorte Posthausen und Kaltenkirchen konzentrieren.