Bürgermeister Volker Dornquast hat Verständnis für die Kritiker, wirbt aber auch um Verständnis für Verwarnungsbescheide, wenn Verkehrsregeln von Autofahrern nicht eingehalten werden.

Henstedt-Ulzburg. Der Artikel über das "Knöllchen" am Hochzeitsauto in Henstedt-Ulzburg in der Montagausgabe der Norderstedter Zeitung war offenbar Gesprächsstoff bei vielen Lesern. Die Meinungen gehen auseinander. Es gibt einige, die ebenfalls unangenehme Erfahrungen mit Politessen gemacht haben, andere verteidigen die Damen, die in Diensten der Stadt- und Gemeindeverwaltungen stehen. Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Volker Dornquast kann als Dienstvorgesetzter der Politesse die Kritiker verstehen. Es gebe aber auch Stimmen aus der Bevölkerung, in denen auf die Einhaltung von Regeln hingewiesen werde. "Ich kann beiden Seiten etwas abgewinnen", sagt der Verwaltungschef salomonisch. Das Thema "Knöllchen" wird auch auf der Internetseite der Gemeinde im Bürgerforum kontrovers diskutiert.

Die Norderstedter Zeitung druckt Auszüge aus Leserbriefen zu diesem Thema:

Gabriele Meylahn aus Henstedt-Ulzburg hat abends auf dem Parkplatz vor der Bücherei geparkt, um noch einen Salat in einem italienischen Restaurant zu essen. "Es war schon nach 20 Uhr - und ich habe nicht damit gerechnet, noch eine Parkscheibe zu benötigen. Wer bitte macht sich in der Dunkelheit noch auf den Weg, um Knöllchen zu verteilen?"

Elke Hahne aus Norderstedt schreibt: "In Henstedt-Ulzburg sind die Politessen schon immer 200-prozentig. Diese leidvolle Erfahrung musste auch ich schon zweimal während eines Arztbesuches machen. Man wird das Gefühl nicht los, dass bei der Anfahrt schon beobachtet wird, ob die Parkscheibe auch ja sichtbar angebracht wird. Bei der kleinsten Zeitüberschreitung hat man sein Knöllchen weg. Manchmal ist es schon sehr ärgerlich, wenn rein rechtlich auch korrekt. Bei einem Hochzeitsauto ein Knöllchen zu verpassen, halte ich schon für sehr taktlos und überflüssig."

Jürgen Jeschke hat eine andere Meinung. "Ihren Kommentar betiteln Sie mit 'Nicht immer so kleinlich auf das Recht pochen!' Das kann ich hier nicht erkennen. Ich sehe eher, dass jemand ganz ausgiebig auf sein Nicht-Recht pocht. Warum kann der Brautvater sich nicht einfach sagen 'Dumm gelaufen, hab' ich in der Aufregung vergessen' und seine fünf Euro bezahlen. Stattdessen bemüht er sich zur Presse, und die hat im Sommerloch nichts Besseres zu tun, als einen ausführlichen Artikel mit Bild und auch noch einen Kommentar zu schreiben."

Irmgard Ernst aus Henstedt-Ulzburg hat Folgendes erlebt: "Der Vortrag im Henstedt-Ulzburger Rathaus, zu dem öffentlich eingeladen war, begann um 19.30 Uhr. Ein Knöllchen über 5 Euro hing bereits ab 19.40 Uhr an meiner Windschutzscheibe. Schon das ist bemerkenswert."

Heinz Plätzer bemerkt dazu: "Dem Bericht kann man als Kraftfahrer vollen Umfanges zustimmen. Nicht nur die Politessen in Norderstedt, sondern auch in Henstedt-Ulzburg sollten bei der Ausübung ihres Berufes etwas mehr Feingefühl an den Tag legen. Als ich mein Fahrzeug auf dem Parkplatz vor der Rhener Apotheke abstellte, war von einer Politesse weit und breit nichts zu sehen. Nach weniger als fünf Minuten kehrte ich zu meinem Fahrzeug zurück, da klebte ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer. Im Laufe der Jahre konnte ich beobachten, dass sich die Politessen in nicht verschlossenen Garagen und Nischen der Wohnhäuser auf die Lauer legen und blitzschnell die Knöllchen ausstellen, ohne große Wege zurücklegen zu müssen."

Hans-Jörg Packeiser aus Kattendorf schiebt die Berichterstattung in die Kategorie "Sommerloch". Er schreibt: "Wenn es nichts Wichtiges zu berichten gibt, müssen Lappalien herhalten, die vielleicht manch anderer Leser Ihrer Zeitung auch schon einmal erlebt hat. Wer sich nicht an Verkehrsregeln hält, muss dafür bezahlen, wenn er erwischt wird. Das gilt natürlich auch für Hochzeitspaare. Erschreckend ist dabei nur, dass dieser lächerliche Vorfall das Hauptthema während der Hochzeitsfeier war."

Heinz Walter Schmatz aus Norderstedt setzt sich kritisch mit den Politessen auseinander: "Bei den überobligatorischen Einsätzen der Politessen drängt sich fast der Eindruck auf, dass diese an den 'Knöllchen' mitpartizipieren. Es wäre für das Ansehen der Politessen gut, wenn die Vorgesetzten ihre Bediensteten darauf hinweisen würden, dass auch einmal 'Gnade vor Recht ergehen kann'."

Heinz Kummerfeldt aus Henstedt-Ulzburg schreibt nur einen Satz: "Deutscher geht es nicht!"

Jo Mertens aus Hamburg hält den Protest gegen den Verwarnungsbescheid für eine "dreiste Unverschämtheit": Die Leute sollten daran denken, dass private Veranstaltungen die Straßenverkehrsordnung nicht außer Kraft setzen." Er rät der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, eine Sonderparkfläche für die Autos der Hochzeitspaare einzurichten.

Bernd Komoll aus Henstedt-Ulzburg kritisiert die Politessen: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Politessen in Henstedt-Ulzburg zwischen Wochenmarkt und Ärztehaus Beckersbergstraße permanent anwesend sind. Am meisten verwundert sind wir, wenn unser Besuch beim Nachhausefahren ein Knöllchen am Wagen vorfindet, welches gegen 22.30 Uhr am Fahrzeug angebracht wurde. Hat da etwa 'ein netter Nachbar' bei der zuständigen Politesse angerufen?"

Peter Wilhelm aus Henstedt-Ulzburg schreibt vom "gnadenlosen Verteilen" der Verwarnungsbescheide. Seine Erfahrungen: Am Ulzburg-Center hatte er innerhalb von weniger als einer Minute ein "Knöllchen" am Auto. Als Besucher der VHS hatte er sein Auto, wie er glaubte, neben den Behindertenparkplätzen abgestellt. "Wegen eines hohen Schneehaufens war der Platz beengt, so dass ich etwas auf dem Behindertenplatz stand, aber die Begrenzung war durch den Schnee kaum zu erkennen. Ergebnis: Ein 'Knöllchen' in Höhe von 35 Euro."

Günter Bienias aus Langenhorn beschwert sich über das Verhalten der Politessen in der Park-and-Ride-Hauses am Herold-Center. Dort sei es wegen der Betonpfeiler kaum möglich, einen größeren Pkw so zu parken, dass er nicht auf dem Begrenzungsstrich steht. "Aber immer ist eine Politesse zur Stelle, die Verwarnungsbescheide austeilt."

Übrigens: Wer sein Fahrzeug auf dem Parkdeck des Herold-Centers abstellt, läuft nicht Gefahr, ein "Knöllchen" zu bekommen, da es sich hierbei um Privatgelände handelt. Politessen können hier nicht tätig werden.