Welch' ein Geschnatter und Gegacker! 2000 Gänse watscheln über die Wiese an der Hasenmoorer Straße zwischen Hasenmoor und Bimöhlen.

Zufrieden futtern die großen weißen Vögel das saftige Gras, nicht ahnend, dass sie bald in der Röhre eines Bratofens landen und in knusprige Weihnachtsbraten verwandelt werden. Am 11. November ist Martinstag, der Tag, an dem den ersten Gänsen der Garaus gemacht wird.

Die noch muntere stattliche Schar der schneeweißen Tiere mit den langen schlanken Hälsen, die elegant und sogar kokett in die Luft gereckt werden, gehört zum Hof Bimöhlen. "Wir erhalten die Gänse Ende Mai, Anfang Juni als sechs bis acht Wochen alte Gössel", sagt Regina Holst (42), die den Hof mit Ehemann Jan Holst (46) in dritter Generation bewirtschaftet.

Im vorigen Jahr feierte Hof Bimöhlen den 100. Geburtstag. Gegründet wurde er 1908 von Jan Holsts Ururgroßvater Ludwig Moritz. Der war Direktor des Gerichtsvollzieheramtes in Hamburg, sehnte sich aber nach einem beschaulichen Landleben. Er sorgte dann auch dafür, dass die Trasse der AKN nicht durch Bimöhlen führte. Zum Ärger der heutigen Bimöhlener.

Die Gänse sind im jugendlichen Alter bereits so fit, dass sie auch nachts auf der Weide bleiben können. "Wenn das Gefieder geschlossen ist, machen ihnen Regen, Wind und Kälte nichts mehr aus", sagt Holst. Nur der 11. November. Der setzt dem beschaulichen Gänseleben jäh ein Ende. Wenn der Schlachter kommt und die stolzen Vögel Federn lassen müssen, ist es vorbei mit der weißen Pracht auf grüner Wiese. Bis Weihnachten sind alle 2000 Gänse in den Bratröhren und Töpfen der Region gelandet. "Wir verkaufen an Restaurants der Umgebung, auf Märkten und in unserem Hofladen", sagt Regina Holst. Einer dieser Märkte ist der Freitags-Wochenmarkt am Herold-Center in Norderstedt (9 bis 18 Uhr).