Kantor Peter Horst hat Harry Belafonte begleitet und unterrichtet Jazzschlagzeug an der Musikhochschule. Die Rhener Kirchengemeinde ist aber der Mittelpunkt seines musikalischen Lebens.

Henstedt-Ulzburg. Wer 3000-mal die Lieder des Musicals "Cats" auf dem Schlagzeug begleitet hat und eben so oft die Songs aus dem Musical "Buddy", den kann so leicht nichts mehr aus der Bahn werfen. Peter Horst hat diese Tortur durchgestanden. "Es war ein großer mentaler Kraftaufwand", sagt der 54-jährige Musiker. "Aber es hat die Selbstdisziplin gefördert." Diesen Teil seiner Lebensgeschichte hat der Mann aus Henstedt-Rhen längst abgehakt. Jetzt ist er "angekommen". Nach einem musikalischen Parforceritt durch alle Disziplinen ist er heute "musikalischer Direktor" der St.-Petrus-Kirchengemeinde in Henstedt-Rhen. Seine musikalischen Ambitionen sind aber immer noch breit gefächert.

Wer Peter Horst sonntags in der Kirche erlebt und ihn an der Orgel beobachtet, kommt kaum auf die Idee, dass dieser Mann ein musikalischer Vulkan ist, der ständig brodelt und neue Ideen umsetzen muss. Die Gemeindemitglieder mit musikalischen Ambitionen sind dankbar für seine Energie: Er hat der Kirche ein musisches Gesicht gegeben. Der Chor Rhenbow Gospel, die Kinderchorband Rhenkids und die Jugendband Zartbitter sind seine Projekte. Daneben leitet er zwei Bands, die die Gottesdienste begleiten. Von der musikalischen Begleitung anderer kirchlicher Ereignisse (Hochzeiten, Beerdigungen) ganz zu schweigen. Alles versucht Peter Horst in eine 20-Stunden-Woche zu pressen, was natürlich niemals in diesen Zeitrahmen passt. Er nimmt es gelassen: "Wer macht denn heute keine Überstunden?"

Die musikalische Vergangenheit ist das Fundament des heutigen Engagements des Professors der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Er bezeichnet sich als ein "Held der zweiten Reihe", der das Glück hatte, dass es in seiner musikalischen Karriere zwar nicht immer aufwärts, aber stets weiter ging. Zweite Reihe bedeutet: Er war nie der Star, sondern derjenige, der die Stars am Schlagzeug begleitete. Harry Belafonte ("Ein Supertyp!"), Udo Lindenberg, Mikis Theodorakis, Schauspieler wie Eva Matthes und Christian Redl, diverse Opernstars und viele andere profitierten vom musikalischen Können des Rheners, der zunächst Germanistik und Geschichte studierte, dann aber auf Musikwissenschaften umsattelte.

An der Musikhochschule Hamburg machte er seinen Abschluss als Orchestermusiker in der Sparte Schlagzeug, anschließend seinen Abschluss als Diplommusiklehrer. Es folgten Engagements als Theatermusiker am Hamburger Schauspielhaus, an dem er mit Unterbrechungen insgesamt 14 Jahre tätig war, Engagements am Opernhaus Kiel, der Staatsoper Hamburg, beim NDR Symphonieorchester. Dann "Cats" und "Buddy" in Hamburg.

Daneben trommelte Peter Horst schon von der elften Klasse an in verschiedenen Bands und Tanzorchestern, spielte im Top Ten, im Onkel Pö und begleitete Stars, Sternchen und Oldie-Sänger. "Es gibt kaum jemanden, mit dem ich nicht auf der Bühne gestanden oder Tourneen gemacht habe." Er unterrichtet, eröffnete nebenbei eine eigene Musikschule, macht seinen Abschluss als Kirchenmusiker. Eine Laufbahn zum Schwindeligwerden, aber Peter Horst hat den Überblick behalten. Ach, ja: Den Kaltenkirchener Pop-Chor Soateba hat er fünf Jahre lang geleitet, jetzt arbeitet er mit dem Eastside Gospel Choir in Hamburg. Und: Seit 2004 ist Peter Horst Chor- und Bandcoach der nordelbischen Kirche.

Es gibt da noch zahlreiche andere Aktivitäten, aber irgendwann ist auch Peter Horst erschöpft vom Aufzählen. Er behält alle Fäden in der Hand und kann seine Arbeitszeit gut einteilen, denn im Mittelpunkt steht die Musik, der er sein Leben gewidmet hat. Außerdem ist er ein "Exelkönig", der sich gut organisieren kann. Wie wichtig Pünktlichkeit ist, hat er im Theater gelernt. "Klar, ich mache viel, aber das habe ich immer schon gemacht", sagt der Musik-Professor in der Sparte Jazz, der gerne und viel klassische Musik hört, sich aber auch in der aktuellen Pop-Musik gut auskennt - nicht zuletzt weil er zwei Kinder hat, die ihn musikalisch auf dem Laufenden halten.

2001, nach Beendigung des "Buddy"-Engagements, bekam sein Leben eine andere Wendung. Peter Horst wirkt nachdenklich, wenn er darüber spricht: Pastor Michael Schulze holte ihn an die Rhener Kirche. Dort arbeitet er seitdem nicht nur im Bereich Kirchenmusik, auch seine Einstellung hat sich geändert: Aus dem "Krisenchrist" ist ein überzeugter Christ mit Ambitionen geworden. Ein "hoffnungsloser Optimist" ist der musikbesessene Mann aber geblieben. "Ich liebe die Menschen und das Leben; Schwierigkeiten kann man nicht vermeiden, aber man kann sich etwas einfallen lassen, um sie zu beseitigen."

Peter Horst, das Sprachgenie, das Englisch und Portugiesisch wie seine Muttersprache beherrscht, betrachtet es heute immer noch als Luxus, genau das zu machen, was sein Herz verlangt. "Deswegen habe ich die Kraft behalten - und dafür bin ich dankbar."