Wer möchte, dass sein Haar nach dem Schneiden besonders kräftig wächst, der geht am 3. oder 4. August zum Friseur.

Norderstedt. Sie waren am Donnerstag beim Friseur und sind mit dem Ergebnis so gar nicht zufrieden? Kein Wunder, denn an diesem Tag stand der Mond im Zeichen des Skorpions - und da gelingen Frisuren nun einmal nicht, weiß man doch. Friseurmeisterin Angelika Giersch aus Norderstedt jedenfalls weiß genau um die Zusammenhänge zwischen der Position des Erdtrabanten und dem perfekten Sitz einer Dauerwelle. "Das beeinflusst sich alles", sagt die 51-Jährige, "und Kunden, die sich danach richten, haben mir bestätigt, dass es funktioniert." Wer also möchte, dass sein Haar nach dem Schneiden besonders kräftig wächst, der geht am 3. oder 4. August zum Friseur, dann nämlich haben wir Steinbockmond, und die Haarwurzeln werden es dem Mond danken.

Die in Hamburg geborene Angelika Giersch wurde buchstäblich ins Friseurgeschäft hineingeboren. Im April 1970 eröffneten ihre Eltern Magda und Georg Dreyer den eigenen Salon Dreyer am Norderstedter Steindamm. Die kleine Angelika, die eigentlich Kindergärtnerin hatte werden wollen, half damals schon fleißig mit. Am 1. Oktober 1988 übernahm die große Angie das Geschäft, das fortan unter "Angie's Haircut" firmierte. Nach der Lehre, unter anderem bei Marlies Möller, holte sich die Friseurin, die 1983 erfolgreich die Meisterprüfung ablegte, Anregungen für haarige Kreationen unter anderem in der Karibik und in Rio.

Anfang der 90er-Jahre avancierte die Norderstedterin zur HSV-Friseurin. Den Anfang machte Harald Spoerl, zu dem heute noch Kontakt besteht, und viele seiner Mannschaftskollegen, die damals noch am Ochsenzoll trainierten, folgten. Angie hatte viele der Fußballheroen unter Schere und Messer. Von Uli Stein über "Ali" Albertz und "Brazzo" Salihamicic bis hin zu Jan Hoogma. Geblieben sind Erinnerungsfotos, einzig Carsten Kober kommt heute noch ab und zu als Kunde vorbei.

"Angie's Haircut" war und ist ein etwas anderer Friseursalon. Denn während auf der einen Seite des Geschäfts das Ambiente noch eher an die Gründerjahre in den 70ern erinnert, geht es auf der anderen Seite in eine ganz andere Welt. Waschen, Schneiden, Fönen - und dann vielleicht eine energetische Kopfmassage? Unter Angelika Gierschs fachkundigen Händen werden auch Stress und Verspannungen abgebaut. Vor langer Zeit sei ihr von einer Astrologin prophezeit worden, dass sie "heilende Hände" habe, so die Norderstedterin. Eine Gabe, die sie wohl von der Urgroßmutter geerbt habe. Von 1994 an belegte Angelika Giersch Reiki-Seminare, seit 1997 darf sie sich Reiki-Meisterin nennen. Wie manche Dinge funktionierten, "weiß ich auch nicht genau", gibt sie zu. Sie habe aber bereits vielen Menschen helfen können, darunter ihrem Vater. "Versprechen kann ich aber nichts." In ihrem Heilungsraum, zwischen Jesusbildern und bei entspannender Musik, kommen Christusenergien, "Holistic-Healing", Farb- und Lichtenergien zum Einsatz. Vor allem gehe es darum, die Selbstheilungskräfte der jeweiligen Person zu aktivieren, erklärt Angelika Giersch das, was nicht wenige ihren Worten nach als Hokuspokus bezeichnen. Aber, argumentiert die Friseurin, wendeten sich mittlerweile auch viele Schulmediziner traditionellen Heilmethoden zu.

Und außerdem: Man müsse sich immer von Mitbewerbern abheben, sagt die Geschäftsfrau mit Blick auf die extreme Konkurrenz in ihrer Branche, ausgelöst auch durch Friseurketten und Dumpingpreise.

Aber was nutzt die Billig-Frisur, wenn der Mond im Zeichen des Skorpions stand?!