Die GALiN spricht von “Zockerei“. Die Norderstedter Stadtwerke verteidigen das Berechnungsverfahren als seriös.

Norderstedt. "Die Chance, die Gaspreise zum 1. Oktober und damit zur Heizperiode zu senken, ist leider vertan." Das sagt Michael Ramcke von der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN). Ramcke wirft der großen politischen Mehrheit in der Stadtvertretung vor, "die Gaspreise zu raten" bzw. bei der Festlegung der Tarife "zu zocken".

Die GALiN moniert, dass die Formel für die Bestimmung des Gaspreises sich zu einem großen Teil an künftigen Heizölpreisen orientiere. "Das sind Referenzwerte, die noch niemand kennt. Dieses Verfahren ist wie der Blick in die Glaskugel", sagt Ramcke. Er hatte im Werkausschuss dafür plädiert, die Heizölpreise der letzten sechs Monate zugrunde zu legen, um die Gastarife zum Herbst zu berechnen. Da die Ölpreise zwischen Dezember und Mai relativ niedrig waren, hätte das eine Preissenkung möglich gemacht. "Wir wollten dazu eine Sondersitzung der Stadtvertreter einberufen, um die Preisänderung noch rechtzeitig vor der Sommerpause auf den Weg zu bringen. Doch dafür haben wir keine politische Mehrheit gefunden", sagt Ramcke, der nicht die Stadtwerke, sondern die Politiker kritisiert. Die Mehrheit habe das neue Berechnungsverfahren, das sich stark an den Prognosen orientiert, durchgesetzt.

"Dieser Vorstoß erstaunt mich, denn dieses Berechnungsverfahren gab es schon immer", sagt Jens Seedorff, Leiter der Norderstedter Stadtwerke. Beim Gaseinkauf sei die Kalkulation allerdings von sechs auf drei Monate umgestellt worden. Dadurch könnten die Werke schneller auf den Markt reagieren, die Einkaufs- und Preispolitik werde transparenter. Das vorgeschriebene Verfahren mache einen langen Vorlauf nötig. So müssten die Stadtwerke die neuen Tarife sechs Wochen, bevor sie wirksam werden, veröffentlichen. "Außerdem brauchen wir die Beschlüsse des Fachausschusses und der Stadtvertretung, sodass wir schon im Mai die Preise für Oktober kalkulieren müssen. Das wiederum bedeutet, dass wir für die Monate Juni, Juli, August und September mit Prognosewerten arbeiten müssen", sagt Seedorff. Grundlage sind die Vorhersagen externer Gutachter, die wöchentlichen Berichte der Einkaufsgemeinschaft, der die Stadtwerke angeschlossen sind, und der tägliche Blick auf die Entwicklung der Ölpreise. Würden die Stadtwerke dem Vorschlag der GALiN folgen, sei gerade das "Zockerei". Seedorff: "Kalkulieren wir die Tarife für unsere Kunden zu hoch, sind sie die Dummen. Gehen wir zu niedrig ran, zahlen wir drauf."

Obwohl die Prognosen steigende Ölpreise vorhersagen, sollen die Tarife in Norderstedt stabil bleiben. Mit ihren Tarifen stünden die Stadtwerke gut da. Wenn die Wettbewerber jetzt ihre Preise senken, erreichten sie erst das Niveau der Stadtwerke.