Tierschützer sorgen sich um die Gesundheit von Hunden und Katzen. Die Gemeinde wiegelt ab: Es könnten sich sogar lautere Unternehmen auf dem Gelände ansiedeln.

Henstedt-Ulzburg. Auf dem Weg zur selbst ernannten "Paintball-Hochburg" machen die Verantwortlichen in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg auch vor den Belangen des Tierschutzes nicht halt. Die ehrenamtliche Führung des Tierschutzvereins Westerwohld jedenfalls ist "mehr als entrüstet", so die zweite Vorsitzende Katrin Witthöft. Der Unmut der Tierschützer macht sich daran fest, dass (wie berichtet) am nördlichen Ende des Kirchwegs eine große Freiluft-Paintball-Anlage gebaut wird - in unmittelbarer Nähe zum Henstedt-Ulzburger Tierheim.

"Die neue Anlage kann sicher als Vergnügungspark bezeichnet werden. Ein Vergnügungspark direkt neben einem Tierheim - geht gar nicht!" sagte kategorisch Sylvia Rückert, die Vorsitzende des Tierschutzvereins. Sie und ihre Mitstreiterinnen sorgen sich vor allem darum, dass der Lärm der Paintball-Spieler, die sich gegenseitig mit Farbpatronen aus Druckluftwaffen beschießen, die Hunde und Katzen nebenan "verrückt machen" könnte. Das Gehör der Tiere sei wesentlich empfindlicher als das der Menschen.

Spezielle Lärmschutzmaßnahmen seien an dieser Stelle nicht nötig, erklärte Jörn Mohr, Sachgebietsleiter im Bauamt von Henstedt-Ulzburg, auf Anfrage der Norderstedter Zeitung. Das Gelände sei als Gewerbefläche ausgewiesen. "Dort könnten sich auch Unternehmen ansiedeln, die wesentlich mehr Lärm produzieren", sagte Mohr, "und wir reden hier über Paintball, nicht über eine Atombombenabwurfzone." Direkt daneben befinden sich außer dem Tierheim auch sogenannte Schlichtwohnungen für Obdachlose.

Der Rat der Großgemeinde hatte, nach durchaus hitzigen politischen Debatten, mehrheitlich dem Bau der Paintball-Anlage zugestimmt. Das rund 10 000 Quadratmeter große Areal wird die dritte Spielfläche für diese sehr spezielle Art des Freizeitvergnügens in Henstedt-Ulzburg sein. Die Betreiberfirma "Neon" pachtet das Gelände, hat aber von der Gemeinde auch ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommen. Die Tierschützer befürchten weiterhin, es könne zu zusätzlichen Lärmbelästigungen durch die Autos kommen, mit denen die voraussichtlich zahlreichen Paintball-Spieler im Gewerbegebiet anrücken. Wie Jörn Mohr aus dem Bauamt erläuterte, soll eine neue Stichstraße zur Spielanlage entstehen, der sehr schmale Bereich des Kirchwegs, an dem das Tierheim liegt, werde vom zusätzlichen Verkehr nicht betroffen sein.

Was Sylvia Rückert, Katrin Witthöft und ihre Mitstreiterinnen besonders wurmt: In der Vergangenheit hatte der Tierschutzverein Westerwohld bei der Gemeinde mit dem Wunsch vorgesprochen, das Tierheimgelände zu erweitern. Ziel war gewesen, ein spezielles Mutter-Kind-Haus für Tiere und vor allem einen Pensionsbereich zu bauen. Denn gerade im Sommer - mit Blick auf die in diesen Tagen brandaktuelle Fundtier-Problematik - ist das Tierheim stark belegt. "Und mit einer Tierpension könnten wir etwas Geld einnehmen", so Katrin Witthöft. Laut Sylvia Rückert jedoch sei dem Verein seitens der Gemeinde erklärt worden, eine Erweiterung komme deshalb grundsätzlich nicht in Betracht, weil es sich beim umliegenden (Brach-)Gelände um Ausgleichsflächen handele.

Dazu Jörn Mohr aus dem Bauamt: "Ausgleichsflächen sind es mit Sicherheit nicht. Die Paint-Ball-Ansiedlung ist rechtlich einwandfrei." Ging es nach den Betreibern der neuen Freizeitanlage, dann hätte es sogar eine direkte Verbindung zum Tierheim gegeben: Wie der Tierschutzverein berichtete, sei die Anfrage gekommen, ob man nicht, wohl um einen eigenen Wasseranschluss zu sparen, eine Wasserleitung vom Tierheim aus legen könne. Das lehnte der Verein aber ab.