Man stelle sich vor, die Bundeskanzlerin kommt - und keiner hat's gemerkt. So ähnlich geht es dem CDU-Landesverband.

Trappenkamp. Jörg Hollmann, stellvertretender Landesgeschäftsführer der schleswig-holsteinischen CDU, jedenfalls ist verblüfft: "Wie bitte, die Bundeskanzlerin kommt in den Kreis Segeberg? Davon wissen wir nichts." Ist aber so: Angela Merkel reist morgen Nachmittag nach Trappenkamp und besucht dort eine Stunde und 15 Minuten den Integrationsbetrieb di.Hako, in dem behinderte Menschen tätig sind.

Gero Storjohann, CDU-Bundestagsabgeordneter und CDU-Vorsitzender im Kreis Segeberg, weiß vom Besuch der Kanzlerin. Er ist dabei, wenn Angela Merkel das Werk besichtigt. Aber der CDU-Mann informierte weder seine eigene Partei, noch die regionale Presse. Cleverer verhielt sich ein SPD-Politiker: Bundestagsabgeordneter Franz Thönnes nimmt als Parlamentarischer Staatssekretär am Rundgang teil und verschickte eine Pressemitteilung. Diese leitete die Norderstedter Zeitung an die Geschäftsführung des CDU-Landesverbandes in Kiel weiter, damit dort alle Bescheid wissen, was in den eigenen Parteikreisen vor sich geht. Jörg Hollmann hat eine etwas diffuse Erklärung für die Desorientierung seines Verbandes: "Die Bundeskanzlerin gehört zur Regierung, wir sind die Partei. Da gibt es eine klare Trennung, auf die wir sehr stolz sind."