Der 13 Jahre alte Junge, der bei einer Klassenfahrt mit der Poul-Due-Jensen-Gemeinschaftsschule aus Wahlstedt von einem anderen 13-Jährigen mit einem Holzstab vergewaltigt und von weiteren Mitschülern gedemütigt und dabei mit dem Handy gefilmt worden sein soll (wir berichteten), wird nie wieder an die Schule zurückkehren.

Wahlstedt. Das kündigt die Rechtsanwältin der Familie des Jungen, Martina Kemme, an. Sie äußert schwere Vorwürfe in Richtung der Schule, was die Aufarbeitung des schrecklichen Vorfalls angeht. Kemme: "Es hat kein Gespräch mit der Mutter oder mit dem Opfer gegeben. Das darf so nicht sein!" Die Mutter habe zunächst nicht die Intention gehabt, die Verantwortlichen juristisch zu belangen, sei aber enttäuscht, dass die Schule versucht habe, "das Ganze herunterzuspielen".

Der Vorfall hat sich bereits im März bei einer einwöchigen Klassenreise ins Schullandheim Ulsnis an der Schlei ereignet. Und zwar tagsüber: Der Junge musste unter anderem den Boden eines Zimmers lecken und wurde dabei gefilmt. Der Schulleiter Hans-Peter Hübner will sich zu dem Vorfall nicht äußern. Der mutmaßliche Täter, der wegen seines Alters nicht strafmündig ist, wurde vom Schulamt bereits der Schule verwiesen. Er soll vor der Tat im Schullandheim bereits durch Aggressionen aufgefallen sein. "Er war eindeutig auffällig", sagt die Anwältin des Opfers. Der misshandelte Junge leidet körperlich wie seelisch massiv unter den Folgen der Tat. Seine Mutter behalte sich vor, wegen der Verletzung der Aufsichtspflicht eine Klage anzustreben. Die Staatsanwaltschaft in Kiel ermittelt aber nicht in dem Fall. "Weder gegen den 13-Jährigen noch gegen die Lehrerin", sagte Oberstaatsanwalt Manfred Schulze-Ziffer. Wolfgang Banse, Experte für Jugendkriminalität bei der Polizei Norderstedt, spricht von einem Massenphänomen: Junge Leute zeichnen Gewalttaten mit dem Handy auf, um Filme und Fotos zumeist übers Internet in Umlauf zu bringen. Banse appelliert an die Eltern: "Überprüfen sie, welche Videos und Fotos ihre Kinder auf ihren Handys haben."