In Wilstedt gefährdet Gestrüpp den Verkehr auf der Harksheider Straße. Doch Gemeinde und Kreis schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu.

Tangstedt. Entlang der stark befahrenen Harksheider Straße in Tangstedt-Wilstedt wuchert das Gebüsch. Auf den Gehweg und auf die Fahrbahn. Fußgänger müssen sich im Vorbeigehen wegducken, Radfahrern klatschen beim Fahren die Äste der Sträucher ins Gesicht, Anwohner können im Auto auf ihren Ausfahrten nicht mehr auf die Straße schauen. Verkehrssicher ist das schon lange nicht mehr. Doch niemand lichtet den Dschungel. Die Gemeinde Tangstedt sagt, der Kreis Stormarn muss schneiden. Der Bauhof des Kreises aber sagt, die Gemeinde Tangstedt muss ran. Ja - wer denn nun?

Anwohner Jürgen Siggelkow hat die Nase voll von der Paragrafenreiterei. Seit dem 2. Juni telefoniert er wechselweise mit der Gemeinde, den Bauhöfen und dem Kreis. Die verschiedensten Zuständigkeiten wurden ihm mitgeteilt und auch schon der Rat mit auf den Weg gegeben, doch selbst die Schere in die Hand zu nehmen. Doch das wäre auf der Harksheider Straße Selbstmord. Schließlich brettert hier ständig der Schwerverkehr durch die 30-Kilometer-Zone. "Es muss vielleicht erst ein schlimmer Unfall geschehen, ehe hier was passiert", sagt Siggelkow. Er ließ nicht locker. Und nach Rücksprache mit Tangstedts Bürgermeister Detlef Taube feierte er einen Teilerfolg. Ein Stück des besonders zugewucherten Gehweges wurde frei gemacht - immerhin. Aber die Straße rührten die Tangstedter Bauhofmitarbeiter nicht an. "Obwohl die mit ihrem Gerät hier doch schnell durch wären", sagt Siggelkow. So einfach ist das aber nicht: Erst die Zuständigkeiten klären, dann schneiden. Bürgermeister Detlef Taube, der zunächst die Pflicht beim Kreis sah, ändert im Gespräch mit der Norderstedter Zeitung seine Meinung. "Wir müssen das schneiden! Wir schicken jemand raus", sagt Taube.

Doch bei Jürgen Siggelkow kommt niemand an. Das Gebüsch wuchert weiter. Schließlich zeigt sich, dass die Itzstedter Verwaltung, die für Tangstedt seit der Ämterfusion zuständig ist, keinen Auftrag für den Bauhof schreiben will. Der Kreis sei zuständig. Die Verwirrung ist perfekt. Die Klärung bringt ein Anruf der Norderstedter Zeitung bei Elena Schneider, Sachbearbeiterin beim Fachdienst Planung und Verkehr des Kreises Stormarn. Sie blättert ein wenig in den Paragrafen und analysiert blitzsauber: "Den Gehweg muss die Gemeinde machen. Und wir müssen auf der Straße ran." Das sei alles ziemlich kompliziert. Die Harksheider Straße sei eine Kreisstraße. Also ist eigentlich der Kreis zuständig. Aber: Der Fußweg entlang der Straße müsste eigentlich ein Rad- und Fußweg sein. "Da dafür aber kein Platz war, wurde nur ein Gehweg gebaut und die Radnutzung freigegeben. Offiziell gilt das als Gehweg - und darum muss sich der Kreis nicht kümmern. Die Tangstedter sollen sich melden. Und wenn das dann nicht klappt, kümmere ich mich drum", sagt die nette wie kompetente Sachbearbeiterin. Jürgen Siggelkow darf hoffen. Die Nummer von Frau Schneider hat er schon rausgesucht.