Das 48-jährige Opfer wollte die Einnahmen einer Tankstelle zur Filiale der Sparkasse Holstein bringen. Der Mann transportierte das Geld in einem Leinenbeutel.

Norderstedt. Der Täter schlich sich von hinten heran und schlug blitzschnell zu: Ein unbekannter Mann hat gestern in Norderstedt einen Geldboten überfallen und eine große Summe Bargeld erbeutet. Trotz einer Großfahndung in Schleswig-Holstein und im nördlichen Hamburg konnte der Täter entkommen. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei in Norderstedt.

Tatort war der Bereich Schmuggelstieg und Langenhorner Chaussee. Gegen 13 Uhr hatte sich ein 48 Jahre alter Mann aus Ahrensburg (Kreis Stormarn) auf den Weg gemacht, um die Einnahmen aus einer Tankstelle zu einer Filiale der Sparkasse Holstein zu bringen. Einige Beamte sprechen von großem Leichtsinn: Das Geld des Tankstellenpächters lag in einem Leinenbeutel. Offiziell berichtet die Polizei von mehreren 100 Euro. Tatsächlich dürfte die Summe jedoch deutlich höher gewesen sein.

Plötzlich spürte der 48-Jährige einen Stoß von hinten. Ob der Täter ihn nur angerempelt hat oder möglicherweise nach seinem Opfer schlug, konnte der Mann später nicht eindeutig sagen. Fest steht, dass der Unbekannte dem Ahrensburger im Vorbeigehen den Leinenbeutel entriss und in Richtung Schmuggelstieg/Ecke Segeberger Chaussee davon lief. Der Mann entkam durch das kleine Wäldchen am Schmuggelstieg.

Der 48-Jährige rief die Polizei und wartete auf dem Parkplatz bei der Gaststätte Moby Dick auf den ersten Streifenwagen. Er hatte den Raubüberfall unverletzt überstanden. Die Einsatzleitstelle der Polizeidirektion in Bad Segeberg löste eine Alarmfahndung aus. Selbst aus Hartenholm wurden Beamte herangezogen. Auf schleswig-holsteinischem Gebiet waren acht Streifenwagen im Einsatz. Die Hamburger Polizei setzte vier Fahrzeuge ein. Die Beamten aus der Hansestadt überprüften unter anderem den U-Bahnhof Ochsenzoll.

Das Opfer des Überfalls konnte den Täter nur bruchstückhaft beschreiben. Auf zwei Personen, die von der Polizei entdeckt wurden, traf die Beschreibung halbwegs zu. Doch wenig später stellte sich heraus, dass die beiden jungen Männer mit dem Raub nichts zu tun haben. Sie wurden nach einer kurzen Befragung wieder entlassen.

"Wir fahnden weiter mit Hochdruck", sagte Polizeisprecherin Silke Tobies. Der Täter ist etwa 1,80 Meter groß und hat eine schlanke Figur. Er war mit einem hellen Kapuzenshirt und Jeans bekleidet. "Das Opfer ist möglicherweise vorher beobachtet worden", sagte ein Beamter. Hinweise zu dem Täter nimmt die Kripo unter Tel. 040/52 80 60 entgegen.

Dass große Summen von Tankstellen zur Bank in Leinenbeuteln transportiert werden, bezeichnete ein ehemaliger Tankstellen-Manager eines großen Mineralölkonzerns als "absolut unüblich". In der Regel bringen die Pächter ihr Geld ein- bis zweimal am Tag zur Bank, damit sich keine höheren Beträge ansammeln. Einige Betriebe seien dazu übergegangen, ihre Einnahmen mit Geldtransportern abholen zu lassen.

Gehe jedoch regelmäßig ein Geldbote zur Bank, werde in der Regel darauf geachtet, dass er stets zu unterschiedlichen Zeiten unterwegs sei. Auch der Tankstellen-Fachmann ist sicher: "Das Opfer ist ausbaldowert worden."