Mit dem Fahrrad unterwegs auf den “Mönchspfaden“ im Osten Bad Bramstedts: Ein Navigationsgerät am Lenker zeigt Radfahrern den Weg durch die Region im Herzen Schleswig-Holsteins. Auf dem Display erscheinen Sehenswürdigkeiten und Lokale.

Kreis Segeberg. Kurz hinter Bad Bramstedt geht es los: Die Wege werden schmaler, die Autos weniger und der Himmel scheinbar immer höher. Eine Region im Herzen Schleswig-Holsteins mit sattem Grün und vielen Bächen und so platt wie ein Pfannkuchen - das ist das Holsteiner Auenland, das besonders bei Radfahrern beliebt ist. Schilder weisen die Wege, Karten informieren über Routen, Sehenswürdigkeiten und Cafés. Erstmals geht es in diesem Sommer außerdem per Satellit durch die beschauliche Ferienregion: Ein GPS-Empfänger am Lenker zeigt den Weg und hat viele nützliche Infos über Sehenswertes am Wegesrand zu bieten. "Mönchspfade im Auenland" heißt die Route, die wir getestet haben.

Los geht es am Tourismusbüro der Kurstadt Bad Bramstedt. Wenige Handgriffe und schon sitzt das Gerät bombenfest. Nach ein paar Minuten hat der elektronische Reiseführer genug Satelliten angepeilt, um herauszufinden, wo er sich befindet. Auf dem kleinen Display baut sich eine Karte auf. Oben erscheint die Osterau, rechts die B 4, unten das Café Gripp. Wir sind orientiert, wir starten.

Schnell liegt das belebte Zentrum der Kleinstadt hinter uns. Auf Seitenstraßen, Feld- und Radwegen geht es zunächst nach Hitzhusen. Zuverlässig weist der kleine Pfeil auf der digitalen Karte den Weg. Wer lieber einen großen Pfeil im Blick hat, sollte auf die Kompass-Navigation umschalten, muss dann aber auf Informationen über die Tour verzichten.

Nächstes Ziel ist das Wibeke-Kruse-Dorf Föhrden-Barl. Der Legende nach soll ein betörend hübsches Fräulein Kruse im Dreißigjährigen Krieg in Bad Bramstedt dem dänischen König Christian IV. den Kopf dermaßen verdreht haben, dass er das Mädchen zu seiner Geliebten erkor und an seinen Hof holte.

Nicht einmal ein Trecker kommt auf den asphaltierten Wegen in Sicht, die weiter nach Osten nach Wrist und zur Keramikstadt Kellinghusen führen. Das Fahrrad-Navi hat hier ein wenig Mühe, sich in der kleinen Straße zu orientieren. Macht nichts, hier lohnt sich auch das Verfahren, um die schönsten Blick auf die Stör und die St.-Cyriacus-Kirche zu erhalten, die im Jahr 1154 von Mönchen gebaut wurde.

Kellinghusen ist berühmt für die kunstvoll bemalten Fayencen, die dort bereits zwischen 1764 und 1860 in mehreren Manufakturen hergestellt wurden. Diese Tradition und die Herstellung von moderner Keramik setzen Künstler in Töpferwerkstätten fort. Viele Werke sind auch im Museum zu sehen.

Wer sich in Kellinghusen nicht mit Proviant versorgt hat, muss jetzt tapfer sein. Zu den nächsten Dörfern ist es weit. Die Tour führt durch die Niederung am Zusammenfluss von Stör und Bramau. Störche kreisen auf der Suche nach einer fetten Mahlzeit. Der Geruch von Heu und Wald liegt in der Luft, von den einsam gelegenen Höfen weht zuweilen eine Brise von Kuh oder Schwein herüber. Der Kuckuck ruft, in der Ferne rauscht manchmal ein Zug auf der Strecke von Hamburg nach Flensburg und Kiel. Und manchmal, wenn man stoppt und sich auf einen Feldweg stellt, hört man nichts. Das Auenland überwältigt nicht mit spektakulären Landschaften und Sehenswürdigkeiten, sondern mit kleinen Hinguckern und Natur satt. Die Stille ist der Star der Region.

Himmlisch Ruhe auf dem Mönchspfad - die nächste Kirche kommt in Sicht. Im Jahr 1201 errichteten die Ritter von Krummendiek aus Feldsteinen und Gips vom Segeberger Kalkberg das kleine Gotteshaus am Stör-Deich. Neben dem Altar stehen zwei Figuren aus dem 15.Jahrhunderte, die die Mönche und Missionare Vicelin und Ansgar zeigen. Schon vergessen? Wir radeln auf Mönchspfaden.

Weiter geht es abseits auf gelegenen Pfaden durch die Landschaft auf den Grenzen zwischen den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Steinburg. Ab und zu geht es an einsam gelegenen Höfen vorbei. Hier grüßt man auch einen Fremden. Mit einem norddeutschen Moin, versteht sich.

Ein Dorf kommt in Sicht. Bokel liegt an einem See, ist berühmt für die Gaststätte "Bokeler Mühle" und das jährliche Abfischen. Die "Ernte" der Fische lockt stets viele Besucher an den See.

Endspurt! Der GPS-Führer zeigt den Weg in Richtung Bad Bramstedt. Wer jetzt nicht auf die Digitalkarte schaut, fährt unweigerlich an der kleinsten Kirche des Nordens, der Waldkapelle von Mönkloh, vorbei. Ein Kaufmann baute 2001 am Waldrand das ökumenische Gotteshaus, das Besucher das ganze Jahr zu Gebeten und Besinnung einlädt.

Wer nicht in der "Bokeler Mühle" eingekehrt, aber auch nicht bis zu den vielen Restaurants am Ziel Bad Bramstedt durchhält, sollte jetzt die "Seeterrassen" am See in Weddelbrook ansteuern. Das Café und Restaurant mit seinen beiden Terrassen liegt direkt am Ufer. Das Ehepaar Hansi und Michael Gillert serviert feine bürgerliche Küche aus der Region.

Die letzte Etappe kommt, wir haben es geschafft: Das Navi und der Turm der historischen Maria-Magdalenen-Kirche zeigen es an: Nach 44 Kilometern sind wir zurück in Bad Bramstedt. Wer jetzt noch nicht geschafft ist, sollte sich den Blick auf den Roland, das Schloss und einen Spaziergang an den Auen nicht entgehen lassen.

Fazit: Satelliten lügen nicht. Zuverlässig hat uns das kleine Navi durchs Auenland geführt (auch wenn das Display etwas größer sein könnte).