Genau 946 Maschinen baute das Unternehmen ABZ für den Inselstaat. Als Dank für diese Leistung zieren die Aggregate nun den kubanischen Zehn-Pesos-Schein.

Henstedt-Ulzburg. Es war das Jahr 2006. Kubas Staatspräsident Fidel Castro, damals nach einer Darmoperation zwar schon angeschlagen, aber noch halbwegs bei Kräften, ruft für 2007 das "Jahr der Energierevolution" aus. 262 435 Schnellkochtöpfe lässt er im Land verteilen, das Wichtigste fehlt jedoch in den meisten Ortschaften: Eine durchgängige Stromversorgung. Damit die Energierevolution nicht mangels Energie einschläft, holten die Kubaner eine Firma aus Henstedt-Ulzburg ins Boot: Maschinen der ABZ Aggregate-Bau aus der Gutenbergstraße sorgen bis heute dafür, dass in Kuba das Licht nicht ausgeht.

Die Idee Fidel Castros und der Mangel an Energie-Logistik im Inselstaat in der Karibik verschafften dem 1980 gegründeten Unternehmen den bislang größten Auftrag in der Firmengeschichte. Zwar kündigte der Staatspräsident auch den Bau von Kraftwerken an, diese aber konnten nicht aus dem Boden gestampft werden. Jedenfalls nicht innerhalb eines Jahres. Genau 946 dieselbetriebene Stromaggregate lieferte ABZ innerhalb von zwei Jahren nach Kuba. In zahlreichen Dörfern steht mittlerweile ein solches Aggregat und versorgt die Haushalte mit Strom, damit die Schnellkochtöpfe auch ihren Dienst erfüllen.

Ins Spiel kamen die Henstedt-Ulzburger, weil sie als weltweit einziges Unternehmen garantieren konnten, dass in ihren Aggregaten keine Teile von Herstellern aus den in Kuba verhassten USA verwendet werden. Denn das war die Voraussetzung für den Großauftrag, der von der großen Maschinenbaufirma MTU Friedrichshafen als Generalunternehmer abgewickelt wurde.

Mal eben 946 Aggregate zu produzieren, ist für ein mittelständisches Unternehmen mit 42 Mitarbeitern keine Kleinigkeit. Die beiden Geschäftsführer Daniela Makowe-Bagger, deren Vater den Betrieb vor 29 Jahren gründete, und Kay Rickert schalteten schnell und zeigten sich damit sehr flexibel: Sie mieteten in Schwerin eine Halle an, stellten vorübergehend Leiharbeiter ein und produzierten die gewünschten Stromaggregate praktisch neben dem laufenden Betrieb in Henstedt-Ulzburg. Jetzt sind die letzten Aggregate ausgeliefert und die Rechnungen bezahlt.

Die Kubanische Regierung ist dem Henstedt-Ulzburger Unternehmen offenbar unendlich dankbar. - und machten dies auch deutlich: Ein Generator aus Henstedt-Ulzburg ziert die Zehn-Pesos-Scheine. "Das ist für uns natürlich etwas ganz Besonderes", sagt Daniela Makowe-Bagger, die ABZ Aggregate-Bau 2005 zusammen mit Kay Rickert von ihrem Vater gekauft hat. Dieser Geldschein ziert jetzt den Konferenzraum der Firma.

Aber auch sonst kann die Henstedt-Ulzburger Firma durchaus mit spektakulären Aufträgen aufwarten. Im Jahr 2002 reagierte ABZ auf eine weltweite Ausschreibung der Nato: Gesucht wurde ein Unternehmen, das Stromerzeugungsanlagen für die Militärcamps der Isaf-Friedenstruppen in Afghanistan liefert. Der Auftrag ging nach Henstedt-Ulzburg. "Das konnten wir kaum glauben", sagt Daniela Makowe-Bagger. Inzwischen hat sich dieser Auftrag zu einer regelmäßigen Einnahmequelle entwickelt: Die 58 Aggregate werden von Mitarbeitern der Firma ständig gewartet. Zwölf deutsche und 40 afghanische Monteure sind im Land unterwegs.

Die Nato hatte Stromerzeugungsanlagen gesucht, die dem Wüstenklima und den harten Wintern trotzen. Firmengründer Herbert Makowe machte sich Gedanken und entwickelte ein Konzept, das überzeugte. "Das war eigentlich keine große Entwicklung", sagt seine Tochter. "Wir haben eben unsere Erfahrungen ausgespielt." Größere Firmen waren dazu nicht in der Lage, weil die Maschinen am Fließband produziert werden. In der Henstedt-Ulzburger Werkshalle ist jedes Aggregat ein Unikat. Folgeaufträge sind sicher: Ein Aggregat im Dauereinsatz leistet etwa 20 000 Stunden seinen Dienst.

Die Weltwirtschaftskrise ist bei ABZ ebenfalls angekommen - sie wirkt sich allerdings eher positiv aus. "Das von uns benötigte Material wird jetzt viel schneller geliefert", sagt Daniela Makowe-Bagger. Offenbar sind die Zulieferer dankbar für jeden Auftrag. Stromerzeugungsmaschinen aus Henstedt-Ulzburg stehen in vielen großen Kranken- oder Bürohäusern, aber auch in südafrikanischen Minen, auf dem Flughafen Kairo, wo sie der Rollfeldbeleuchtung Strom liefern, in einem nigerianischen Wohnkomplex und in Dubai, wo viele Radios und Fernsehgeräte sonst nicht laufen würden.