Sie kam mit ihrem Sohn, um ihn zum Konfirmandenunterricht anzumelden. “Religion ist ja nicht so mein Ding, aber mein Sohn, der wollte es unbedingt. Ich glaub ja nicht so an Gott.“ “Woran merken sie das denn, dass sie nicht glauben?“ “Ich mach mir nichts aus Kirche. Ich geh da nicht hin, auch Weihnachten nicht. Ich find das albern, das bloß zu machen, weil alle das tun. Aber er hier“, sie zeigte auf ihren Sohn, “der will ja unbedingt zu ihnen.“ Sie lacht und streicht ihm über die Haare, und der Sohn lacht auch.

Wir füllen die Anmeldeunterlagen aus. Er ist das einzige Kind; die Mutter hat ihn alleine großgezogen. "Der Vater hat sich schon vor der Geburt von uns verabschiedet, jetzt brauchen wir ihn nicht mehr", ist ihr Kommentar zur Geburtsurkunde. Also nicht nur der himmlische, sondern auch der irdische Vater ist abwesend, muss ich unwillkürlich denken. "An was muss man glauben, um sein Kind allein großzuziehen?", frage ich die Frau. "Dass man stark genug ist, und das es irgendwie gehen wird. Manchmal wusste ich nicht, was wir am nächsten Tag zu essen haben werden. Aber dann ist es doch irgendwie gegangen. Frag nicht wie. Wenn man ein Kind hat, gibt man nicht auf. Ist vielleicht auch so eine Art Glauben. Dass es halt immer irgendwie weiter geht." "Glauben sie daran, dass es, wie sagten sie, immer irgendwie weiter geht? "Unbedingt. Das ist so."

Unbedingt. Der Sohn will unbedingt in den Konfirmandenunterricht. Und die Mutter glaubt, dass es immer einen Weg gibt. Unbedingt. Ein guter Name für den Gott, von dem wir Christen sagen: er will unbedingt, dass es mich gibt. Ohne Wenn und Aber. Und er macht sich nach meiner Geburt auch nicht davon. Wenn ich spüre, dass ich unbedingt das Leben will, dann ist seine Spur in meinem Leben sichtbar geworden.

Hans-Christoph Plümer ist Pastor der Emmaus-Kirchengemeinde in Norderstedt.