Der Dentist behandelt seine Kunden in seiner Praxis an der Ochsenzoller Straße mit Laser, Gel, Ethanol und flüssigem Kunststoff.

Norderstedt. "Dann machen Sie mal den Mund schön weit auf!" Spätestens wenn dieser Satz fällt, zeigt sich beim Zahnarzt, wer zur Kategorie "Angstpatient" zählt. Kalter Schweiß auf der Stirn, patschnasse Nase und eine nicht zu verbergende innere Unruhe - Dr. Ulrich Precht kennt alle Symptome. Manche Menschen gehen sechs oder gar zehn Jahre nicht zum Zahnarzt. Zunächst weil sie fürchten, dass die Nerven nicht mitspielen. Später, weil sie sich schämen. Precht hat sich auf diese Patienten und "sanfte Zahnheilkunde" in seiner Norderstedter Praxis spezialisiert. "Alles ist ohne Schmerzen möglich", sagt er über seine Behandlungsmethoden.

Moderne Technik gehört dazu. Zum Beispiel ein Laser, der Karies findet. Mit dem Auge könne er 60 Prozent der befallenen Stellen ausmachen, sagt Precht. Der Laser schafft 90 Prozent und tut gar nicht weh. Bei der Fahndung nach dem Zahnkiller hilft außerdem eine kleine Kamera. Precht: "Der Patient kann selbst auf dem Bildschirm sehen: Ich habe Karies."

"Bohren - nein danke!" heißt das neueste Projekt in der Praxis an der Ochsenzoller Straße. Das klappt zumindest dann, wenn sich die Bakterien noch nicht zu tief in den Zahn hinein gefressen haben. Hat der Laser den Schaden entdeckt, stülpt Precht eine kleine Kappe über die angenagte Stelle und pumpt Ozon drauf. Das ist für den Patienten völlig ungefährlich, für die mikroskopisch kleinen Angreifer jedoch tödlich. Sind die Bakterien hin, versorgt Precht den Zahn durch Spülungen mit neuen Mineralien, um ihn wieder auf Vordermann zu bringen.

Ist die Attacke von Karius, Baktus und Konsorten schon weiter fortgeschritten, schlägt Precht mit einem Gel, Ethanol und flüssigem Kunststoff zurück. Auch diese Methode, die erst seit wenigen Monaten auf dem Markt ist, funktioniert schmerzfrei und hat gegenüber der klassischen Bohrerei noch einen weiteren Vorteil: Es geht keine Zahnsubstanz verloren.

"Beide Verfahren eignen sich besonders gut für Angstpatienten und Kinder", berichtet Precht, der sich zu den "ganz, ganz wenigen" Zahnärzten in Deutschland zählt, die über dieses große Angebot moderner Geräte verfügen. Einziger Haken: Mit den Krankenkassen kann er die neuen Methoden nicht abrechnen. Dafür muss der Patient selbst zahlen.

Doch Precht setzt nicht nur auf Technik: Bevor der bärtige Doktor mit der weichen Stimme seine Patienten auf den Behandlungsstuhl bittet, nimmt er mit ihnen auf Sesseln an einem Tischchen Platz. Bei den Vorgesprächen stellt sich schnell heraus, wie ängstlich der Patient ist und ob der Zahnarzt eine Hypnose in Angriff nimmt. "Der Patient muss sich darauf einlassen", sagt der Arzt, der für diese Methode zertifiziert wurde. Precht führt die Menschen mit einem Gespräch in eine Fantasiewelt und lädt sie beispielsweise zu einem Strandspaziergang ein. "Darin vertiefen sich die Menschen wie in einem Buch." Nebenher schaut Dr. Precht im Gebiss nach dem rechten.

Seine Patienten nehmen lange Wege in Kauf, um sich in Norderstedt behandeln zu lassen. Einige reisen von der dänischen Grenze an, ein anderer wohnt in Bremen. Precht: "Wer Angst hat, der fährt." Aber warum reagieren so viele Menschen besonders ängstlich auf Zahnärzte? Erster Baustein auf dem Weg zum Dental-Angsthasen ist der Spruch "Das tut gar nicht weh!", den Kinder vor dem ersten Besuch zu hören bekommen und der häufig gelogen ist. "Damit wird schon mal rübergebracht, dass ein Zahnarztbesuch eine gefährliche Geschichte sein könnte", sagt Precht. Die Patienten achten jede Sekunde darauf, wann der Schmerz doch noch kommen könnte. Precht spricht von einer Lauerstellung. Besonders bei Kindern setzt er mit Vertrauen dagegen und schließt sogar "Verträge", in denen er die Wahrheit über das zusichert, was auf dem Behandlungsstuhl passieren wird.

Und wenn Laser, Ozon und Ethanol nicht wirken, weil die Zähne allzu marode sind und der Patient von Panik übermannt wird? Dann hilft eine Behandlung unter Vollnarkose, um die sich in Prechts Praxis ein Anästhesist kümmert.