Das Sprachgewirr war groß, aber die Musik war das allumfassende Bindeglied, das aus den Gästen aus ganz Europa drei Tage lang eine große Familie schmiedete.

Bad Bramstedt. Janne Hansen (28) kommt aus Dänemark. Eine nette junge Dame mit einem wahrlich nicht alltäglichen Hobby: Sie spielt Dudelsack. Und damit sorgte sie vor dem Schloss auf dem Bleeck in Bad Bramstedt für einiges Aufsehen, denn die FDF Pipe Band aus Frederikshavn gehörte zu den "Exoten" beim 16. Internationalen Musikfest in der Kurstadt. Janne ist die einzige Frau in der elfköpfigen Pipe-Band. "Ich spiele das Instrument seit sechs Jahren." Ihre männlichen Kollegen trugen die Schottenröcke natürlich mit genauso viel Charme wie die Frau am Dudelsack.

Es gab in der Bramstedter Innenstadt natürlich noch viel mehr zu bestaunen, denn die dänischen Dudelsackpfeifer waren nicht die einzigen ungewöhnlichen Musiker des Festes. Da gab es zum Beispiel das russische Folklore-Ensemble Tausen mit vielen bunt kostümierten jungen Mädchen, es gab Marchingbands, die leicht geschürzte Tänzerinnen vorausschickten, es gab Jazzbands, Feuerwehrkapellen und vieles mehr. 47 Musikgruppen aus elf Nationen mit mehr als 1500 Musikern bevölkerten die Bramstedter Innenstadt von Freitag bis Sonntag. Vom Rathaus bis zur Kirche zog sich die Musikmeile, deren Herz das 1000-Personen-Zelt auf dem Marktplatz war.

Auf mehreren Bühnen wurde gleichzeitig musiziert, überall bildeten sich dichte Trauben von Zuschauern, um den Klängen zu lauschen. Das Sprachgewirr war groß, aber die Musik war dass allumfassende Bindeglied, das aus den unterschiedlichen Musikern eine große Familie schmiedete.

Die älteren unter ihnen kommen immer wieder nach Bad Bramstedt, um hier drei fröhliche Tage zu verleben. "Einige sind schon seit 30 Jahren dabei", sagt Pressesprecherin Susanne Otto vom gastgebenden B.T.-Orchester. "Es ist immer ein tolles Wiedersehen." Etwa 600 Gäste konnten privat untergebracht werden, viele skandinavische Gruppen quartierten sich in Hotels ein, der Rest wurde auf Sporthallen und Gemeindehäuser in der Umgebung verteilt. Dudelsackspielerin Janne Hansen und ihre Bandkollegen waren privat einquartiert.

Mehr als 100 Einzelkonzerte lockten die Zuhörer an, aber zwei Höhepunkte schweißte alle zusammen: Der Aufmarsch der Nationen auf der Schlosswiese am Sonnabend und der große Umzug am Sonntag. Bürgermeister Hans-Jürgen Küttbach vollbrachte am Sonnabend eine kleine Meisterleistung: Er begrüßte alle Teilnehmer in ihrer jeweiligen Landessprache, anschließend intonierte das B.T.-Orchester die Nationalhymnen, zu denen die Fahnen aufgezogen wurden. Höhepunkt war das gemeinsame Spielen des Präludiums Te Deum von Marc-Antoine Charpentier, das bei uns als Eurovisionsmelodie bekannt geworden ist.

Im überfüllten Festzelt ging es anschließend weiter: Bis 3 Uhr morgens musizierten die Kapellen. Die Jazzfans konnten sich derweil direkt nebenan, im Kaisersaal amüsieren: Vier Bands spielten dort hochkarätige Musik bis weit nach Mitternacht. Während des Umzuges am Sonntag standen Tausende an den Straßen und jubelten den musikalischen Gästen Bad Bramstedt zu. Erst in drei Jahren wird es dazu wieder Gelegenheit geben: Im Juni 2012 findet das 17. internationale Musikfestin Bad Bramstedt statt.