Der Job bei der Post war eigentlich eine Notlösung für den 32-jährigen Maschinenbautechniker.

Norderstedt. Der Job bei der Post war für Andreas Studt (32) eine Notlösung. "Ich habe Maschinenbautechnik gelernt, fand aber keinen Job und so kam ich vor zwölf Jahren zur Post nach Norderstedt", sagt Studt. Jetzt attestiert ihm sein Arbeitgeber, dass er "durch seine hervorragenden Leistungen, seine Freundlichkeit und sein überdurchschnittliches Engagement der perfekte Botschafter des Unternehmens sei und auf besondere Weise zum positiven Image der Post beitrage". Für eine Notlösung hat sich Studt also ganz gut entwickelt.

Die Lobhudelei verfasste der Arbeitgeber anlässlich der Verleihung der internen Auszeichnung "Zusteller des Jahres" an Studt. Kein anderer Briefträger im gesamten Bereich der Brief-Niederlassung Hamburg-Zentrum habe diesen Titel 2009 mehr verdient als Andreas Studt.

Ob derart großer Worte kommt der 32-jährige Schlacks aus Henstedt-Ulzburg fast ins Stottern. Sein Kommentar fällt bescheiden aus. "Ich mach hier doch nur meinen Job", sagt Studt, als er auf dem Aurikelstieg mit seinem gelben Fahrrad kurz Pause macht, um mit der Zeitung zu reden. Sein Niederlassungsleiter Josef Molitor sagt, Studt sei flexibel, mit Freude bei der Arbeit - Reklamationen seien für ihn ein Fremdwort. "Ich habe schnelle Beine, und meine Tour bekomme ich vielleicht etwas schneller hin als andere", sagt Studt. Die Tour beginnt um 6.15 Uhr im Postgebäude an der Falkenbergstraße. Wenn zum Beispiel die eingeschweißten Reklame-Heftchen mit dem Fernsehprogramm dazu kommen, dann hat Studt 50 Kilo an Sendungen auf dem Träger vorne und weitere 25 Kilo auf dem hinteren drauf, wenn er gegen 9.15 Uhr die Tour beginnt. Von der Falkenbergstraße aus radelt der Mann in Gelb dann zwei Kilometer zum Arriba-Bad und arbeitet sich dann so flink wie möglich durch die Reihe der Briefkästen in den umliegenden Straßen. "Zwischen 12 und 14 Uhr bin ich immer durch." Kein einziges Klischee des Briefträger-Daseins, nicht den beißenden Hunden und auch nicht die verlockenden Angebote Négligé-verbrämter Hausfrauen, kann Studt mit einer Episode aus seinen zwölf Jahren Post bestätigen. "Manchmal bekommt man was zu trinken. Und während der WM 2006 wollten mich ein paar Leute zum Grillen einladen", sagt Studt. Er hatte aber keine Zeit. Die Briefe warteten.

Der Titel ist übrigens nur für die Ehre. Studt bekam eine Urkunde. Jetzt muss er noch einen ausgeben, für die Kollegen.