Die 46-Jährige hatte aus Finanznot mit Geld der Gemeinde Trappenkamp Elektrogeräte gekauft und Handel damit getrieben. Der Richter unterstellt ihr ein “hohes Maß an krimineller Energie“.

Trappenkamp/Kiel. Mit einer Freiheitsstrafe war zu rechnen, aber die fiel unerwartet hart aus: Die dreifache Mutter zweier erwachsener Töchter und eines Sohnes (11), Sabine L. (46) aus Trappenkamp, wurde von der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kiel zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten ohne Bewährung verurteilt. Obwohl die Angeklagte im Großen und Ganzen geständig war und dadurch das Verfahren statt wie vorgesehen in fünf Prozessterminen in nur zwei Terminen abgewickelt werden konnte, sah der vorsitzende Richter Andrej Gabler bei Sabine L. ein "hohes Maß an krimineller Energie", mit der sie die Gemeinde Trappenkamp um Gelder in Höhe von etwa 30 000 Euro betrogen hat, der Bürgermeister schätzt den Schaden sogar auf 50 000 Euro.

Die Angeklagte arbeitete seit 1998 im Bauamt der Gemeinde Trappenkamp und war berechtigt, über Gemeindegelder bis zu einer Höhe von 3000 Euro zu verfügen. Über einen Zeitraum von fast drei Jahren, von 2003 bis 2006, bestellte Sabine L. häufig bei einem Elektrogroßmarkt für die Gemeinde Leuchtstoffe und anderes und zweigte dabei für ihren privaten Haushalt Fernseher, Kameras, Notebooks, Spielkonsolen, aber auch Waschmaschinen und Bügeleisen für ihren privaten Haushalt ab. Bei einer anderen Firma bestellte die Angeklagte Büromaterialien, und in einem Baumarkt kaufte sie mehrmals auf Kosten der Gemeinde Artikel für sich selbst. Auf den jeweiligen Rechnungen waren die für ihren Privathaushalt vorgesehenen Geräte durch Zahlen- und Buchstabenkombinationen verschleiert. Mehrfach sackte die Angeklagte auch Gutschriftengelder ein, die der Gemeinde wegen zurückgesandter Waren zustanden.

Die Sache "lief wie geschmiert", wie der Staatsanwalt es ausdrückte, weil der Vorgesetzte von Sabine L. jeweils die Rechnungen unterzeichnete. Er war in die Betrügereien eingeweiht und kassierte ebenfalls mehrere Elektrogeräte. Einer anderen Mitarbeiterin der Gemeinde waren Anfang August 2006 Rechnungen für Kühlschränke aufgefallen, für die es in der Gemeinde keinen Bedarf gab und die dort nicht auftauchten. Die Angeklagte redete sich in einer Unterredung mit dem Bürgermeister zunächst heraus und ereiferte sich sogar über eine Ermahnung, die sie erhielt.

Kurz danach wurden bei einer Überprüfung weitere verdächtige Rechnungen gefunden, so hatte Sabine K. auf einer Rechnung das Wort "Kontaktgrill" handschriftlich in Kontaktspray geändert, auf einer anderen Rechnung das Wort "Kühlschränke" in "Kühlaggregate".

Die Angeklagte bat den Bürgermeister zu einem Gespräch, in dem sie unter Tränen ihre Veruntreuungen gestand und daraufhin sofort die Kündigung erhielt. Was folgte, waren groß angelegte Durchsuchungsaktionen in der Wohnung der Angeklagten und bei den Lieferfirmen, wobei in mühevoller Kleinarbeit die aufgefundenen Lieferscheine den Sachen zugeordnet und nach dem Verbleib der Gegenstände geforscht wurde. Am Ende standen sechs Anklagen mit 75 Einzeltaten, die teilweise eingestellt wurden.

Das Motiv der Angeklagten liegt in ihrer finanziellen Notsituation. Ihr erster Mann trennte sich von ihr und hinterließ einen Haufen Schulden, der jetzige Ehemann ist arbeitslos. Sabine L. meldete 2007 Privatinsolvenz wegen Schulden in Höhe von etwa 35 000 Euro an.

Der Verteidiger der Angeklagten, der eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten beantragt hatte, erwägt nach der unerwarteten Schärfe des Urteils die Einlegung eines Rechtsmittels.