Die Kaltenkirchener Stadtvertretung setzt offenbar größeres Vertrauen in den Familienverein “Tausendfüßler“ als in die Mitarbeiter im Rathaus.

Kaltenkirchen. Gegen die Stimmen der SPD haben CDU und FDP beschlossen, dem Verein künftig die Regie im Jugendhaus "Kaktus" und in den Offenen Ganztagsschulen (OGS) zu übertragen. Für das Jugendhaus war bislang die Stadt zuständig, für die bislang einzige OGS in der Geschwister-Scholl-Schule ebenfalls.

Auf die "Tausendfüßler" kommt damit jede Menge Arbeit zu. Außer um den "Kaktus" und die Geschwister-Scholl-Schule muss sich der Verein auch um die Offenen Ganztagsschulen kümmern, die zu Beginn des neuen Schuljahres im Gymnasium, der Gemeinschaftsschule am Marschweg und der Dietrich-Bonhoeffer-Regionalschule eingerichtet werden.

Die Stadtverwaltung beugte sich dem Votum der Politik schweigend. Dass die Aufgaben der Abteilung Jugend in der Stadtverwaltung mit dieser Entscheidung beschnitten werden, nahm Bürgermeister Stefan Sünwoldt wortlos zur Kenntnis. Auch in die Debatte über das Für und Wider hatte er sich mit keinem Wort eingemischt.

"Die Lösung ist zukunftsweisend", sagte CDU-Fraktionschef Kurt Barkowsky. "Es macht Sinn, wenn alles in einer Hand liegt." Das sehen die Sozialdemokraten jedoch völlig anders. Sie beklagen, dass sie bis zu einer Sondersitzung des Bildungsausschusses am 25. Mai nicht einmal über die Pläne informiert worden seien, dem Verein die Aufgaben zu übertragen. SPD-Stadtvertreter Karl Stanek listete mehrere Kritikpunkte auf: Warum sei diese Aufgabe nicht ausgeschrieben worden? Wiese liege den politischen Gremien immer noch kein Konzept des "Tausendfüßlers" für die künftige Arbeit vor? Liege auch künftig die pädagogische Verantwortung für die OSG bei den Schulen?

Stanek bezweifelt, dass der Verein die Arbeit besser erledigen könne als die Stadt. In der bestehenden OSG der Geschwister-Scholl-Schule werde schon jetzt hervorragende Arbeit geleistet, meint der Sozialdemokrat. Ähnlich sehe es im "Kaktus" aus. Er habe erhebliche Bedenken, wenn ein Betriebsteil der Stadt privatisiert werden, ohne dass jemand eine Begründung nenne.

Tatsächlich waren über die Motive für den Wechsel in der Debatte weder von der CDU noch von der FDP klare Worte zu hören. Kurz vor der Abstimmung setzte SPD-Fraktionschef Georg Loger sogar noch einen drauf und teilte mit, dass sämtliche Schulleiter für eine Trägerschaft der OSG bei der Kommune plädiert hätten. "Sie wenden sich ausdrücklich gegen den Willen der Schulen", sagte Stanek an die Adresse der anderen Fraktionen.

Geholfen hat das nicht. Die SPD wurde überstimmt.