Unternehmer Bernd Peters aus Hamburg hat sich mit seiner ASG Ambulanz einen Platz im Rettungswesen erstritten. Er ist jetzt direkter Konkurrent der “Platzhirsche“ DRK und KBA.

Kreis Segeberg. In den Rettungsdienst im Kreis Segeberg kommt Bewegung. Neben den "Platzhirschen" KBA und DRK kommt am 1. Juli ein dritter Anbieter hinzu: Die ASG Ambulanz, die ihren Stammsitz in Wandsbek hat, siedelt sich mit einem Rettungs- und einem Krankentransportfahrzeug in Lentföhrden an. Am 12. Juni hat Landrätin Jutta Hartwieg nach jahrelangem Rechtsstreit die Genehmigung erteilt.

Die Rettungs- und Krankentransportaufgaben im Kreis Segeberg waren gut verteilt: Das als eingetragener Verein organisierte KBA und das DRK waren alleine zuständig. Und sie verdienten nicht schlecht daran: Für einen Rettungseinsatz werden 575 Euro abgerechnet, für einen Krankentransport allerdings nur 29 Euro. Rettungsdienst-Profi Bernd Peters (66) aus Hamburg, der einst von Tangstedt aus Einsätze des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) organisierte, wollte sich von diesem fetten Kuchen schon lange mindestens eine Scheibe abschneiden. Schon vor elf Jahren versuchte er, mit seinem privaten Rettungsdienst ASG Ambulanz, dessen Geschäftsführer und Inhaber er ist, auf den Markt zu drängen, wurde aber vom Kreis Segeberg ausgebremst. Das Verwaltungsgericht und das Oberverwaltungsgericht beschäftigten sich mit der Klage, jetzt einigten sich die Kontrahenten auf einen Vergleich: Peters darf mit je einem Krankentransport- und einem Rettungswagen im Kreis Segeberg aktiv werden.

"Es gibt Bedarf", sagt Thorsten-Ingo Wolf, Leiter der Rechtsabteilung in der Segeberger Kreisverwaltung. Gerade dieser Bedarf aber war jahrelang bestritten worden. Noch vor wenigen Monaten sah der Kreis Segeberg keine Chance für einen weiteren Rettungsanbieter. Wolf: "Ich bin froh über diese Entscheidung, denn ein weiterer Prozess wäre teuer geworden."

Bernd Peters soll mit seiner ASG Ambulanz allerdings in erster Linie Krankentransporte übernehmen. Rettungsfahrten werden ihm nur übertragen, wenn Fahrzeuge von KBA und DRK nicht verfügbar sind. Die Einsätze dürfen ausschließlich durch die Rettungsleitstelle Segeberg in Norderstedt erteilt werden. Für den KBA-Geschäftsführer Michael Vollmer macht diese Entscheidung durchaus Sinn, obwohl damit ein beinharter Konkurrent ins häusliche Nest kommt: "Es gibt Kapazitätsengpässe, weil wir mit unseren Rettungsfahrzeugen sehr oft auch Krankentransporte in entlegene Krankenhäuser übernehmen müssen." Für DRK und KBA bedeutet die Entscheidung des Kreises aber auch: Sie können "billige" Transporteinsätze abgeben und sich auf die wesentlich lukrativeren Rettungseinsätze konzentrieren.

Möglicherweise hat die Entscheidung des Kreises Segeberg aber auch einen Wolf im Schafspelz angelockt: Bernd Peters gilt in Fachkreisen als "gerissener Hund" in Sachen Rettungsdienst. Bereits im Kreis Stormarn hatte er sich im vergangenen Jahr einen Platz im Rettungswesen erkämpft - ebenfalls nach jahrelangem Rechtsstreit. Noch spielt die ASG Ambulanz eine untergeordnete Rolle im Kreis Segeberg, aber in zweieinhalb Jahren werden die Karten neu gemischt: Dann nämlich wird das Rettungswesen im Kreis Segeberg neu ausgeschrieben. Und einer der ersten Bewerber wird Bernd Peters sein. "Dann sind wir dabei", erklärt er schon heute.

Wie Monopole im Rettungsdienst unterlaufen werden können, hat Michael Vollmer selbst vorgemacht: Vor Jahren hat er das DRK aus Norderstedt verdrängt. Inzwischen ist das KBA mit 180 Mitarbeitern ein florierendes Unternehmen.

Der ehemalige TV-Produzent Peters ist ein Selfmademan. Nach einer Sanitäterausbildung baute er seine Rettungsdienste im öffentlichen Auftrag in Leipzig, Soltau und anderen Orten aus. Er beschäftigt in seiner Wandsbeker Zentrale mehr als 50 von insgesamt 100 Mitarbeitern.