Ein Strohhut hat zwei Löcher. Völlig klar: Das kann nur der Hut eines großen weißen Hasen namens Harvey sein. Psychiater Dr. William R. Chumley jedenfalls erkennt es sofort.

Norderstedt. Die berühmte Komödie "Mein Freund Harvey" von Mary Chase in der Übersetzung von Alfred Polgar bringt das Jugendtheater "Life" auf die Bühne des Steertpoggsaals in Friedrichsgabe.

Alle Schauspieler chargieren, was der Stoff hergibt. Vor allem Paul Massaro nutzt den durchgeknallten Charakter des Psychiaters Chumley bis zu Tobsuchtsanfällen genüsslich aus. Mit seinem amerikanischen Akzent verstärkt er den Eindruck noch. Jan-Philipp Koch zieht als Psychiater Sanderson ebenfalls alle Register. Er gibt seinem Spiel mehrere Facetten und zeigt eine sehenswerte Bandbreite seiner Ausdrucksmöglichkeiten.

Auch Marilena Reher, Louisa Trampe, Melanie Schoof und Denise Hütter fügen sich in den exaltierten Reigen bestens ein und sind in ihrer Darstellungsfreude kaum zu bremsen. Marina Michaelis und Vivien Maatz sind die wohltuenden Ruhepole in dem überdrehten Spiel.

Hervorragend auch Arne Schumacher in der Hauptrolle als Elwood P. Dowd, der ohne seinen Hasen Harvey nirgendwo hingeht und ihn allen Leuten vorstellt, die ihm begegnen. Was für die Familie nicht ohne Peinlichkeiten bleibt. Denn Harvey ist unsichtbar. Geschickt und elegant löst Arne Schumacher die Aufgabe, den Unsichtbaren an seiner Seite fast sichtbar ins Spiel einzubeziehen.

Bleiben die fiesen Feinheiten, mit denen die Autorin ihr Stück in eine Satire verwandelt, beispielsweise das Zwangsbaden der Patienten in der Irrenanstalt. Regisseurin Silke Ahrens-Rapude lässt diese für Amateurtheater sehr schwer umzusetzende Zeitkritik außer Acht. Sie hätte die Sätze einfach "vergessen" sollen.

Noch am Sonntag, 28. Juni um 16 Uhr im Steertpoggsaal an der Grund- und Hauptschule Friedrichsgabe an der Pestalozzistraße 5. Eintritt sechs Euro.