Die Hamburger Koalition aus CDU und GAL möchte den Strafvollzug in Hamburg neu strukturieren. Über das Wie wird im Senat heftig gestritten. Doch klar scheint, dass am Ende die Schließung der Justizvollzugsanstalt Glasmoor auf Norderstedter Gemarkung stehen wird.

Norderstedt. Bis 2012, so sieht es ein Koalitionsvertrag vor, soll die Anstalt für den offenen Vollzug mit seinen 185 Plätzen geschlossen werden.

Für die Stadt Norderstedt stellt sich die Frage, was auf dem teilweise denkmalgeschützten Areal der Haftanstalt nach 2012 geschehen wird. "Wir sind derzeit noch in der Detailplanung", sagt Thorsten Fürter, Sprecher der Justizbehörde Hamburg. Die mangelnde Wirtschaftlichkeit der JVA Glasmoor sei der Hauptgrund für die Schließung, so Fürter. Die Gebäude der zum Teil 1922 erbauten JVA seien sanierungsbedürfig. "1,9 Millionen Euro müssten wir derzeit investieren. Weitere 340 000 Euro würden anfallen, wenn wir die Straße zur JVA und die Parkplätze sanieren", sagt Fürter. Dazu kommen die jährlichen Kosten: Für die 69 Angestellten der Anstalt müssten jährlich 3,3 Millionen Euro aufgebracht werden, allein die Sachkosten für die Anstalt würden 880 000 Euro ausmachen, die Heizung der alten Räumlichkeiten schlüge mit 130 000 Euro zu Buche.

Die Justizbehörde ist an einem Verkauf des Glasmoors interessiert. "Obwohl das Thema momentan noch keine Rolle spielt. Es gibt keine Interessenten und zu viele Unsicherheiten, was dort baurechtlich überhaupt möglich ist. Wenn sich ein Verkauf anbietet - gut. Aber wir rechnen momentan nicht damit", sagt Fürter.

Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse kennt das Thema nur aus der Presse: "Für mich wird das erst zum offiziellen Thema, wenn die Hamburger uns involvieren. Bisher kam da noch gar nichts." Die Haftanstalt liege in der Nähe des hochsensiblen Naturschutzgebietes Glasmoor. Entsprechend schwierig ist die Frage der Nutzung. Bosse: "Man könnte sich da so etwas wie eine Sportstätte vorstellen. Wobei zu beachten ist: Wer dort draußen zu laut klatscht, könnte schon gegen Naturschutzauflagen verstoßen."

Herbe Kritik an den Plänen kommt von Klaus Neuenhüsges, dem Vorsitzenden des Landesverbandes Hamburgischer Strafvollzugsbediensteter: "Da wird eine gut funktionierende Haftanstalt aus ideologischen Gründen kaputt gemacht. Wir sind sehr enttäuscht von der CDU. Sie war im Wort. Jetzt knicken alle ein." Den offenen Vollzug in einem umgebauten, ehemaligen Hochsicherheitstrakt im Gefängnis Fuhlsbüttel unterbringen zu wollen, sei vollzugspolitischer Unfug. Neuenhüsgens: "Freigänger neben Langzeithäftlingen - ein Pulverfass."