Bekommt man eine Einladung zu einem Fest, so geht man meist hin. Manchmal passt es einem auch nicht, es war schon so viel los in der Woche und man möchte so gern mal zu Hause bleiben. Man sagt ab und sucht Ausreden.

Über eine solche Geschichte wird am kommenden Sonntag in den meisten Kirchen gepredigt; sie steht bei Lukas 14, 15-24.

Die Gastgeberin hat alles vorbereitet und ist wegen der Absagen genervt. Die Sachen sollen nicht verderben - und so tut sie etwas Ungewöhnliches. Sie schickt ihr Personal auf die Straße: Holt die Penner, die Junkies, die Rumtreiber, die heimatlosen, ausgegrenzten, missachteten Männer und Frauen von der Straße.

Die Bibel erzählt uns nicht, wie das Fest verlaufen ist. Vielleicht fühlten sich die Eingesammelten zunächst fremd, doch man kann sich vorstellen, dass nach anfänglichen Gewöhnungsschwierigkeiten diese versammelte Gemeinde die Gastfreundschaft genossen hat. Endlich einmal hatten sie einen Platz an der Tafel, an der sonst nur die gut Situierten saßen. Sie mussten sich nicht abfinden mit dem, was die anderen übrig gelassen haben, sondern sie waren nun an erster Stelle.

Diese biblische Geschichte will nicht nur den Reichen und Satten in und außerhalb der Kirche, die sich einen Dreck darum scheren, dass Gott alle einlädt und auffordert, sich für eine gerechte Welt zu engagieren, etwas Kritisches entgegenschleudern. Sie will vielmehr auch sichtbar machen, dass Gottes Herz ganz besonders für die am Rande stehenden schlägt. Erfahren diese keine Gerechtigkeit, so haben die Menschen nichts verstanden von der Einladung der eigentlich unmissverständlichen biblischen Botschaft.

Dass Gott die Menschen liebt, heißt nicht, dass sie in ihrem Egozentrismus, ihren Machtgelüsten und ihrer Gier nach immer mehr Geld und Besitz einfach so weitermachen dürfen. Die Liebe ist keine Einbahnstraße. Wir selbst müssen Liebe "üben"! So sagt Luther warnend: "Sodann siehe zu, dass du dich in Gemeinschaft mit jedermann begibst - du musst die Gebrechen und Bedürfnisse der anderen dir zu Herzen gehen lassen, als wären sie deine eigenen. Denn das Sakrament der Gemeinschaft, Liebe und Einigkeit kann nicht Zwietracht und Uneinigkeit dulden."