Die Dorfbewohner waren genervt von den langsamen Verbindungen. 1,2 Millionen Euro werden investiert.

Oering. Was hat das 1300-Einwohner-Dorf Oering, was es nicht einmal in Kiel, Lübeck oder Flensburg gibt? Ein rasantes Glasfaserkabelnetz, das die Gemeinde künftig mit dem Internet verbindet. Die modernen Kommunikationsdrähte, die bis zum Ende des Jahres verlegt werden, sind quasi ein heimisches Produkt. Nachdem sich die Oeringer jahrelang über lahme Internetverbindungen geärgert hatten, nahmen sie die Sache schließlich selbst in die Hand. Die Gemeinde gründete mit dem Oeringer Unternehmen Sacoin die Firma "Unser Ortsnetz", das die Grundstücke der Kunden mit dem Rest der Welt verbinden wird - ein in Schleswig-Holstein bislang einmaliges Projekt.

Mit einer Mindestübertragungsrate von 50 Megabyte (MB) ist das Kabel 100-mal schneller als die alten Verbindungen, die gerademal für den Austausch von E-Mails reichten, aber bereits beim Download von Musiktiteln schwächelten. "Das ist weiter ausbaufähig", sagt Ortsnetz-Geschäftsführer Klaus Pütz. Über das flotte Kabel können die Nutzer ins Internet gehen, fernsehen und telefonieren. Kooperationspartner ist E.on Hanse - das Unternehmen wird das Oeringer Netz mit den Hauptkabeln der weltweiten Datenautobahn verbinden. Auf einer Länge von 25 Kilometern müssen dafür die Kapazitäten von E.on-Leitungen ausgebaut werden, die hauptsächlich für die Steuerung des Gas- und Stromnetzes genutzt werden.

14 Kilometer Leitung werden in den kommenden Monaten in Oering verbuddelt. 1,2 Millionen Euro kostet das Projekt, die mit den Gebühren wieder hereinkommen sollen. Vor der Gründung von "Unser Ortsnetz" waren sämtliche Haushalte gefragt worden, ob sie Interesse an dem neuen Service haben. Knapp die Hälfte sagte Ja. Damit kamen genug Anschlüsse zusammen, um die Finanzierung zu sichern.

"Das ist ein großer und stolzer Tag", sagte Bürgermeister Gerhard Brors zu Beginn der Arbeiten, die am Wochenende in Oering mit einem "Anbaggerfest" gefeiert wurden. Er verglich das Glasfaserprojekt mit dem Bau der ersten Stromversorgung in Oering, die vor 100 Jahren begonnen hatte. Auch damals hatten die Dorfbewohner selbst die Initiative ergriffen und ihre eigene Elektrizität mit einer Mühle erzeugt.

"Man kann der Gemeinde nur gratulieren", sagte Bernd Jorkisch, Präses der Industrie- und Handelskammer (IHK). Kommunikationsnetze zählten zu den elementaren Standortfaktoren für eine Gemeinde und seien nicht nur für die Wirtschaft wichtig. Auch der Immobilienpreis bei Wohnungen hänge von der Qualität des Netzes ab. Das Oeringer Projekt habe Vorbildcharakter. Auch der Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann (CDU) sprach beim "Anbaggerfest" von einem "Leuchtturmprojekt".