Die Schüler der Offenen Ganztagsschule begeistern mit munterem Spiel und ungewöhnlichem Bühnenbild.

Norderstedt

Sie kippen säckeweise welke Blätter auf den Boden, stellen Baumstämme auf, bauen Waldwege von der Bühne in den Zuschauerraum, flechten Ranken aller Art in die Bäume und lassen der Einfachheit halber statt Weintrauben gleich Weinflaschen am Weinstock wachsen. Die Bühnenbau-Arbeitsgemeinschaft der Offenen Ganztagsschule am Schulzentrum Süd in Norderstedt verwandelt den nüchternen Theatersaal in einen wuchernden Wald, und die Theater-AG der Schule stellt die Komödie "Wie es euch gefällt" von William Shakespeare in diesen Dschungel mit Hirten, Waldkindern und allerlei, vom Hof des Herzogs verjagten Typen. Im Wald ist Leben, und das nicht zu knapp. Klar: Die Premiere wurde stürmisch gefeiert.

Und das zu Recht. Denn wie die Schülerinnen und Schüler "ihren" Shakespeare auf die Bretter bringen, ist sehenswert. Nicht nur, dass sie den umfangreichen Text fast ohne Hänger sprechen können. Sie meisterten auch - und das hörbar mit Vergnügen - die besondere shakespearesche Sprach-Melodie, die Reime mit ihrem teils vertrackten Versfall, die gestelzte Sprache, deren besondere Akzentuierung sie betonten.

Zwar sprachen einige Spieler zu schnell, andere verhaspelten sich bei der Premiere, doch mag dieses der Aufregung und dem Lampenfieber geschuldet sein. Frappierend bleibt die unbändige Spielfreude, mit der die über 30 Schülerinnen und Schüler das Stück auf die Bühne bringen.

Alle formten ihre Rollen charakteristisch aus, sei es Tristan Jadzwewski als betrunkener Pfarrer, Daniel Dekkers als Hofnarr, Julian Hermeneit als diktatorischer Herzog, Carsten Rabsahl als zwielichtiger Olivier, Kathrin Behrmann als selbstbewusste Freifrau Jacqueline. Oder Daniel Lange als Bauernbursche Wilhelm, der ernst und nachdrücklich seiner Liebe Käthchen nachstellt, einer kokett aufspielenden Alske Freter. Spannend der kurze Auftritt von Yara Lina Kappes als gut deklamierende Jägerin Diana.

Anführerin der wilden Waldesbande indes ist Neele Maak als Rosalinde. Wandlungsfähig spielt sie erst die Frauen-, dann die Hosenrolle Ganymed. Hervorragend ihre klare, aparte Aussprache und ihre starke, doch nie aufdringliche Bühnenpräsenz. Ihr gut zur Seite Vitali Persidskij als Orlando, dem sowohl der zornige Bruder als auch der unsterblich Verliebte gelingt.

Wie immer bei den Theaterprojekten der Offenen Ganztagsschule führen Angela Isbaner und Carsten Rieck-Ballhorn Regie, die das Verwirrspiel um Liebe und Triebe gut und überzeugend zusammenbringen.

Das Stück ist noch am Sonnabend, 6. Juni, 19.30 Uhr, im Theatersaal des Schulzentrums Süd, Poppenbütteler Straße 230, zu sehen. Eintritt acht, ermäßigt vier Euro.