Teil 10 der Serie - Familie Reinecke erfüllt sich den Traum vom Eigenheim. Die Norderstedter Zeitung und die Verbraucherzentrale Norderstedt begleiten sie seit über einem Jahr. In einem Bautagebuch über die letzten Monate dokumentieren wir heute, wie das Traumhaus entstand.

Der Zimmermann steht auf dem Gerüst und schenkt sich einen Kurzen in ein Glas. Bauherr, Baudame und Baukind stehen im noch nicht vorhandenen Garten davor und schauen ihm dabei zu: Kristin, Tim und Lasse Reinecke haben es wirklich geschafft: Richtfest für ihr Traumhaus in Henstedt-Ulzburg. "Es ist alles ein Wahnsinn, es ging so schnell", sagt Tim. Den letzten Nagel am Dach des Hauses hat er als Bauherr nicht eingeschlagen müssen. Früher war so was Pflicht und Tradition. Heute gibt es kaum mehr Stellen an energetisch durchdachten KfW-60-Eigenheimen, an denen sich klimafolgenlos Nägel einschlagen lassen. Der Zimmermann fragt den Bauherr Tim noch, ob denn soweit alles hübsch ist und er die Arbeit der Männer gutheiße. Tim antwortet zuerst nicht. Die Rolle des Bauherrn ist ihm noch nicht so recht in Fleisch und Blut übergegangen. "Äh - Ja!", sagt er schließlich hastig und im Chor mit den Gästen der Zeremonie. Der Zimmermann kippt den Kurzen und zerschlägt sein Glas. Heiße Würstchen, Frikadellen, Kartoffel- und Nudelsalat warten. Die Bierdeckel ploppen von den Flaschenhälsen und der kleine Lasse bekommt seine Bionade. Und Tim und Kristin geben sich einen Kuss.

Montag 23. März

Tim stakst mit Söhnchen Lasse auf den Schultern über eine 10,5 Meter mal 9 Meter große braunschwarze Schlamm-Steppe am grünen Rand von Henstedt-Ulzburg. Dieses krude Stückchen Mutterboden - soviel Pathos muss jetzt mal sein - ist der Sockel für die neue Heimat der Reineckes, der Ort, an dem alle ihre Träume und Hoffnungen war werden sollen (getragene Geigenmusik, langsam anschwellend - plötzlich das scharfe Geräusch eines vom Plattenteller gerissenen Tonabnehmers). "Ist das hier nicht viel zu klein?", fragt sich Kristin mit Blick auf die Szenerie.

Wer, wie die Reineckes, jahrelang in einer Mietwohnung in Eppendorf gewohnt hat, dem kommen die Pläne für ein Haus riesig und die Aussicht auf dreimal so viel Wohnraum überwältigend vor. Stehen Ex-Mieter dann plötzlich vor dem erworbenen, abgesteckten Baugrund, wirkt alles irgendwie eine Spur zu klein. Doch allen Zweifel zum Trotz: Die Sonne scheint, wie so oft an den Tagen zuvor, die Temperaturen haben sich konstant über 5 Grad gehalten und die Hausbau-Firma GFG gibt das Go für die Erdarbeiten. "Die haben zunächst ausgekoffert und dann die Frostschürze gemauert", sagt Tim. "Auskoffern" und "Frostschürze" gehen ihm über die Lippen, wie einem erfahrenen, wettergegerbten Bauleiter. Dem Bau-Laien muss übersetzt werden: Die Bauarbeiter haben ein Loch für die Beton-Bodenplatte des Hauses gegraben und da hinein, in 80 Zentimetern Tiefe, eine Mauer gegen Frostschäden gebaut.

Dienstag, 7. April

Vorsichtshalber schreiten Tim und Kristin die betongewordene Bodenplatte ihres Traumhauses noch mal ab. Alles stimmt. Es sind die geplanten 10,5 mal 9 Meter. Da ist immer noch der leise Zweifel, dass das irgendwie nicht ausreichen könnte. "Ehrlich gesagt können die von GFG ja auch viel erzählen. Ich habe doch keine Ahnung", sagt Tim. Zwar hat der Industriemeister der Lufthansa keine zwei linken Hände, aber die Güte einer Bodenplatte, eines Porenbetonsteines oder eines Dachstuhls kann er in keinster Weise beurteilen. Die Reineckes engagieren auf Empfehlung der Baufirma einen Architekt des Vereins zur Qualitätskontrolle am Bau (VQC). "Der geht in jedem Bauabschnitt mit einer Checkliste über die Baustelle und kontrolliert das Wesentliche. Das gibt mir Sicherheit", sagt Tim. Etwa 1000 Euro kostet die Überprüfung während der Bauzeit, für eine Endabnahme kommen weitere 200 Euro dazu. Aber die Reineckes haben jetzt sowieso ganz andere Sorgen. Sie müssen sich um die Gestaltung und Bestandteile der Küche und des Bades kümmern.

Dienstag, 21. April

Das Erdgeschoss steht. Die Bauarbeiten rasen, vom guten Wetter begünstigt. Die Reineckes können zum ersten Mal innerhalb der eigenen vier Wände umher schreiten. Dafür hakt es ganz woanders. Genervt ist das Paar von der Badgestaltung. Der Markt kümmert sich, elegant gesagt, nicht so ausführlich um Bauherren, deren Budget für die Nasszellengestaltung sich nicht dem Bruttosozialprodukt von Burkina Faso annähert. Wer also nicht die super-schicke, computergenerierte Design-Lösung abnickt, sondern eine Mischung aus schick und bezahlbar wählt - der muss sich je nach Hersteller gedulden. "allem mussten wir hinterher telefonieren. Sonst wäre gar nichts passiert", sagt Kristin. Jetzt ist die Sache aber geritzt, inklusive einer 190 mal 90 Zentimeter großen Badewanne. Kristin: "Da können wir dann auch Lasse die Prüfung fürs Seepferdchen abnehmen."

Freitag, 24. April

Die Decke auf dem Erdgeschoss sitzt, das Obergeschoss nimmt Gestalt an. Alles läuft wie geschmiert. So geschmiert, dass sich Tim und Kristin fasst schon wundern. Das könnte natürlich auch ein wenig an der Berichterstattung der Norderstedter Zeitung liegen. In erster Linie aber schlicht daran, dass die von GFG ihren Job verstehen und die Handgriffe einfach sitzen. Tim und Kristin haben die Chance ein komplett fertiges GFG-Haus in Augenschein zu nehmen. Ein Bekannter wohnt darin. Kristin: "Ich habe in den letzten Winkel geschaut und in der Küche jede Schranktür aufgemacht." Im eigenen Häuschen hatten die Reineckes bei der Küche mit etwa 5000 Euro Eigenkosten geplant. Inklusive eines Zuschusses von GFG stehen sie jetzt bei 10 500 Euro.

Dann kommt die Frage eines Belüftungsgerätes auf. GFG möchte das geplante gegen das eines anderen Herstellers austauschen. Die Reineckes haben keine Ahnung, wie sie sich entscheiden sollen. Doch sie stehen ja in ständigem Kontakt zur Verbraucherzentrale Norderstedt. Die erfahrene Energieberaterin dort prüft beide Geräte - kann letztlich aber kein Gerät dem anderen vorziehen. Jetzt haben die Reineckes die Qual der Wahl. Sie vertrauen GFG und lassen den Gerätetausch zu. Eine Aufgabe weniger.

Montag, 4. Mai

Warten auf den Dachstuhl. Alle Mauern stehen. Tim Reinecke saust mit dem Elektriker zwei Stunden durch den Rohbau, dann sind alle Steckdosen gesetzt. "Wenn wir eine übersehen haben - es gibt ja Verlängerungskabel. Am wichtigsten war mir eh, dass die Boxenkabel in der Wand verlegt werden", sagt Tim.

Am 10. Mai schließlich ist der Dachstuhl fertig. Die Reineckes haben etwa Zweidrittel der gesamten Bausumme ausgegeben. Die Abzahlung der Kredite hat begonnen und schlägt neben der Miete für die Wohnung in Hamburg zu Buche. "Die Belastung ist schon langsam interessant. Sparen können wir jetzt nicht mehr, so, wie bisher", sagt Kristin. Die Reineckes sind trotzdem bester Laune. Tim Reinecke: "Ich freue mich jedes Mal halb tot, wenn ich zu unserem Haus raus fahre. Im September wollen wir endlich einziehen."

Lesen Sie in der nächsten Folge, wie die Reineckes den Innenausbau des Hauses planen.