Sonntagmorgen, um 10.45 Uhr im Gemeindesaal der Evangelisch-methodistischen Kirche in Henstedt-Ulzburg. Zu hören ist kein Amen, sondern ein Meckern: “Määääääh!“

Angelika Graf, Gemeindemitglied, hat ein knapp fünf Wochen altes schwarzes Lämmchen unter ihren Arm geklemmt, das sie jetzt mit warmer Milch aus der Flasche füttern will. Graf: "Das ist Wesley, unser Maskottchen." Weil Wesley alle vier Stunden seine Nahrung braucht, ist er jetzt immer mit dabei. Allerdings nimmt er nicht am Gottesdienst teil, da muss er draußen warten. "Der kleine Bock ist ein Bretonisches Zwergschaf und leider starb seine Mutter, als er gerade einmal vier Tage alt war. Wir wollten damals zur Gemeindefreizeit reisen, also musste das Lämmchen mit", sagt Angelika Graf. Der kleine Bock nahm sofort seine Stiefmutter an. "Er ist regelrecht verrückt nach Kindern, lässt sich an der Leine spazieren führen, nur stubenrein ist er natürlich nicht", sagt Ziehvater Siegfried Graf. Wesley wurde spontan zum Maskottchen der Freikirchenmitglieder ernannt, sein Name leitet sich ab vom Begründer der evangelischen Methodisten, John Wesley. "Die Tiere, die wir uns privat zu Hause halten, erfüllen zwei Nutzen: sie sind für den Magen oder für die Seele. Wesley, eigentlich als Schlachttier gedacht, hat sich nun vom Braten zum Seelentier gemausert", grinst Siegfried Graf.

Während des Gemeindefestes am 13. Juni in der Großgemeinde wird Wesley wieder dabei sein, am Stand der Freikirche. Dort hat er dann seinen ersten "öffentlichen" Auftritt vor Hunderten von Besuchern. (tij)