Maskiert und bewaffnet stürmten Jan P. und ein Komplize die Norderstedter Wohnung und verletzten den Freund der Frau. Das Amtsgericht Neumünster schickte die Haupttäter für 16 Monate hinter Gitter.

Norderstedt

Am Abend des 29. Dezember 2008 sitzen Marcel M. (26) und seine Lebensgefährtin in ihrer Wohnung in Norderstedt und schauen fern. Plötzlich geht die Wohnungstür mit lautem Krachen zu Bruch. Im selben Moment stürmen zwei mit Sturmhauben maskierte Männer ins Wohnzimmer. Der eine hält Marcel M. eine Schusswaffe an den Kopf, es kommt zu einem Handgemenge, bei dem die Sturmmaske des Angreifers verrutscht. Marcel M. erkennt den ehemaligen Lebensgefährten seiner Freundin, Jan P. (27). Es gelingt Marcel M., ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Ein Schuss löst sich dabei und verletzt Marcel M. leicht. Dann fliehen die beiden Täter in die Nacht.

Vor dem Amtsgericht Neumünster trafen sich jetzt alle Beteiligten des Überfalls wieder. Jan P. und sein Komplize Marc-André S. (22) auf der Anklagebank. Marcel M. und seine Lebensgefährtin als Kläger. Am Tag nach dem Überfall war Jan P. von der Polizei festgenommen worden. Er wehrte sich heftig, drohte mit Faustschlägen und trat die Beamten, sechs Polizisten waren nötig, um ihn zu überwältigen und zu fesseln. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen Jan P. Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt.

In Handschellen wird Jan P. direkt aus dem Gefängnis in Neumünster vor das Schöffengericht geführt, sein Freund Marc-Andre S., wegen Beihilfe angeklagt, erwartet ihn dort neben zahlreichen Angehörigen von Tätern und Opfern. Die Angeklagten lassen durch ihre Anwälte erklären, dass die Vorwürfe der Anklage zutreffen. Marc-Andre S. berichtet, sein Freund Jan P. habe unter der Trennung von seiner Lebensgefährtin und insbesondere den gemeinsamen Kindern (heute 2 und 3 Jahre alt) sehr gelitten. Er habe deshalb einen Selbstmordversuch unternommen. Dass er 2008 Weihnachten nicht mit den Kindern verbringen durfte, habe ihn äußerst deprimiert.

Außerdem sei Jan P. davon überzeugt, dass Marcel M. seine Kinder misshandle. Er habe einen blauen Fleck bei seinem Sohn entdeckt, und der Junge habe eine entsprechende Äußerung gemacht.

Jan P. und Marc-André S. betranken sich mit Bier und Whisky und steigerten sich in die Idee hinein, Marcel M. brauche eine Abreibung. Beide Angeklagten erklären, dass es ihnen heute Leid tue, wobei Jan P. weiter behauptet, seine Kinder würden von Marcel M. misshandelt. Mehrfach beklagt er, dass er die Kinder seit sieben Monaten nicht mehr gesehen habe. Richter Hans-Rainer Pichinot zeigt ein gewisses Mitgefühl mit dem Hauptangeklagten, für den es schwer zu ertragen sei, dass die Kinder bei einem anderen Mann aufwüchsen. Der Staatsanwalt hingegen betont die Schwere der Tat, die noch heute Folgen für die Opfer habe. Es gäbe kaum Schlimmeres, als in der eigenen Wohnung überfallen und bedroht zu werden. Zuvor hatte Marcel M. als Zeuge von seiner Todesangst gesprochen und von Schlafstörungen, unter denen er immer noch leide. Zum Glück waren die Kinder zur Tatzeit bei der Großmutter.

Jan P. wird zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten ohne Bewährung verurteilt, er muss sofort in Handschellen zurück ins Gefängnis, damit, wie der Richter sagt, die junge Mutter und die Kinder erst mal Ruhe haben.

Der Freund des Angeklagten, Marc-Andre S., der überwiegend nur vor der Tür "Schmiere" stand und durch sein Eingreifen Schlimmeres verhinderte, kommt mit einer Geldstrafe von 1300 Euro davon.