Die 15-jährige Norderstedterin verschwindet Ende Oktober spurlos. Am 3. November läuft die größte Suchaktion der Polizei in Schleswig-Holstein an.

NZ-Redakteur Werner Stahl berichtete über die Suche, die erfolglos blieb. Am 25. Oktober wurde die Leiche des Mädchens in einem abgelegenen Straßengraben nahe der Autobahnbrücke zwischen Norderstedt und Quickborn gefunden. Ein Unbekannter hatte sich an der jungen Norderstedterin vergangen und sie danach erdrosselt. Der Täter wurde nie gefasst.

Fünf Hundertschaften der Bereitschaftspolizei Eutin und des Bundesgrenzschutzes durchsuchen den 300 Hektar großen Rantzauer Forst nach der seit zehn Tagen vermissten Ilse Grunwald aus dem Syltkuhlen in Norderstedt. Weiter sind dazu sämtliche verfügbaren Beamten aus Norderstedt eingesetzt. Das Suchgebiet ist abgeriegelt, die Straße Syltkuhlen für jeglichen Verkehr gesperrt.

Die Norderstedter Kripo geht inzwischen davon aus, dass Ilse Grunwald ermordet und im Rantzauer Forst verscharrt wurde, obwohl ein Rentner aus Hamburg behauptet, dass das Mädchen letzte Woche bei ihm übernachtet hat.

Ilse Grunwald, die am 9. Juli dieses Jahres aus der Sonderschule Garstedt entlassen wurde und als Anlernling in einem Lebensmittelgeschäft in Friedrichsgabe beschäftigt war, kehrte am Abend des 24. Oktober nicht nach Hause zurück. Das Fahrrad des Mädchens wurde nur wenige Meter von seinem Elternhaus gefunden.

Nach den Fahndungsaufrufen der Mordkommission hat sich ein 68 Jahre alter Rentner aus Hamburg-Eilbek gemeldet, der ein Mädchen, das die Vermisste sein könnte, eine Nacht bei sich beherbergt hat. Der Rentner, dessen Glaubwürdigkeit von der Kripo noch überprüft wird, will das Mädchen drei Tage nach ihrem rätselhaften Verschwinden an der Krausestraße in Barmbek "aufgesammelt" haben.

Der 68-jährige hatte eine Panne mit seinem Wagen. Er beobachtete, dass ein Mädchen aus einem langsam fahrenden Wagen älterer Bauart mit Schimpfworten, die an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden können, heraus gestoßen wurde. Der Rentner, der, wie er sagt, selbst eine schwere Jugend hinter sich hat, bot dem völlig verschüchterten Mädchen an, dass es bei ihm in der Wohnung übernachten könnte. Das Mädchen willigte ein. Am nächsten Morgen ging das Mädchen wieder, nachdem es mit dem Rentner gefrühstückt hatte. Der Mann gab seinem weiblichen Logiergast den Rat: "Geh man wieder nach Hause". Das unbekannte Mädchen ging - es sagte nichts.

Auf ihm vorgelegten Fotos will der Rentner das Mädchen zweifelsfrei erkannt haben. Allerdings stimmt "seine" Personenbeschreibung nicht mit der der Kripo-Fahndung überein. Er beschreibt das Mädchen größer. Außerdem soll sie einen grauen Rock, der eine Handbreit über dem knie endete, getragen haben. Dazu einen ziegelfarbenenen Pullover und schwarze Sportschuhe mit Blockabsatz. Das einzige, was mit der Kripo-Fahndung übereinstimmt, ist die braun-orange und blaukarierte Jacke. Bei ihrem Verschwinden soll Ilse Grunwald einen weißen Rollkragenpullover, eine rotweißkarierte lange Hose und weiße Kniestrümpfe getragen haben. Inzwischen kann Ilse Grunwald sich natürlich neue Kleidung besorgt haben. Der Hamburger Rentner sagt, dass jenes Mädchen, das bei ihm übernachtete, eine Plastiktüte vom Otto-Versand bei sich hatte.

Die Polizei bittet das Mädchen, sich zu melden. Norderstedts Kripochef Dieter Buchholtz: "Ilse hat nichts zu befürchten, wenn sie sich meldet. Ihre Eltern verzeihen ihr alles."

Die Aussage des Rentners ist für die Kripo nichts anderes als ein dünner Strohhalm, an den sich die Beamten klammern, eine von vielen Möglichkeiten. Trotz aller Hinweise verdichtet sich bei den Experten der Kripo immer mehr der Verdacht, dass Ilse Grunwald einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist und im Rantzauer Forst verscharrt wurde. Kripo-Chef Buchholtz: "Das Mädchen muss schnell gefunden werden, sonst sind alle Spuren verwischt."