Auf spielerische Weise erfahren die Schüler vieles über die Risiken von Alkohol, Tabak und Glücksspiel.

Henstedt-Ulzburg

Justin ist vorsichtig. Er denkt erst nach, dann redet er: "In der Clique trinken wir am Wochenende schon mal Bier." Der Schüler aus der Klasse 9a der Realschule Henstedt-Rhen ist sicher keine Ausnahme: Für viele Jugendliche ist das Trinken von Alkohol längst zur Gewohnheit geworden. Nicht alle trinken, nicht alle treiben es bis zum Koma-Saufen. Aber neueste Studien belegen, dass diese zweifelhafte Art des Freizeitvergnügens praktisch an der Tagesordnung ist.

Claudia Rückert, Leiterin der Realschule in Henstedt-Rhen, ist etwas bedrückt, wenn sie erzählt, was sie kürzlich erleben musste: Ein Schüler aus der sechsten Klasse musste nach einem Besäufnis ins Krankenhaus eingeliefert werden. 12 oder 13 Jahre alte Kinder, die Alkohol bis zum Umfallen trinken - das ist eher ungewöhnlich. "Dass Schüler sich aus den sechsten Klassen am Komasaufen beteiligen, ist nicht normal", sagt Michael Lerchner von der Ambulanten und Teilstationären Suchthilfe Kaltenkirchen. Trotzdem weiß er natürlich, dass die Jugendlichen heute viel früher mit dem Trinken von Alkohol beginnen als noch vor einigen Jahren. Deshalb beteiligt sich die Suchthilfe Kaltenkirchen auch an der Aktion "KlarSicht Schleswig-Holstein", die in dieser Woche in der Realschule Henstedt-Rhen Station macht. Schülern aus vier Schulen - neben der Rhener Schule sind das noch die Realschule im Schulzentrum sowie die Förder- und Hauptschule Beckersberg - wird deutlich gemacht, welche Wirkungen legale Suchtmittel haben. In der Turnhalle der Rhener Realschule geht es ausschließlich um Alkohol, Nikotin und Glücksspiele. "KlarSicht" ist eine gemeinsame Aktion des Ministeriums für Bildung und Frauen, der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein und der AOK Schleswig-Holstein.

Wie es sich anfühlt, wenn man drei bis vier Mixgetränke zu sich genommen hat und mit 0,8 bis 1,5 Promille durch die Gegend geht, können die Schüler mit Hilfe der "Rauschbrille" erfahren: Mit einer besonderen Brille wird der Rausch simuliert. "Viel funktioniert dann nicht mehr", sagt Sarah (14) aus der 9a. "Ich war noch nie richtig betrunken, aber in der Clique werden schon mal ein bis zwei Bier getrunken." Damit steht sie natürlich nicht alleine da: Nach aktuellen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung konsumieren 16 bis 17 Jahre Jugendliche im Wochendurchschnitt 150 Gramm reinen Alkohol. Das entspricht zwei Gläsern alkoholischer Getränke an jedem Tag der Woche. Vor allem männliche Jugendliche sind dafür anfällig.

Das "KlarSicht"-Projekt bezieht aber auch die Eltern mit ein. Auch bei ihnen soll der kritische Umgang mit Alkohol und Nikotin geweckt werden. Denn oft sind die Eltern schlechte Vorbilder. Und nicht wenige Jugendliche bedienen sich heimlich aus der Hausbar der Eltern, wissen die Suchtberater. Deshalb steht in Henstedt-Rhen auch ein Elternabend auf dem Programm. Aber die Suchberater und die Lehrer wissen, wie schwierig es ist, Mutter und Vater zu motivieren. "Gerade diejenigen, die es betrifft, kommen leider nicht zu den Elternabenden", sagt Michael Lerchner von der Suchthilfe Kaltenkirchen.