Im Stadtarchiv seien geschichtliche Schriftstücke von Feuchtigkeit bedroht, sagt Bad Segebergs früherer Kulturchef. Er schlägt vor, die Urkunden in einer Tresorkammer im Kalkberg zu lagern.

Kreis Segeberg

Segebergs historischer Schatz gehört in die Kalkberghöhlen! Das ist der Vorschlag des früheren Kulturchefs Hans-Christian Schumacher. Die Idee klingt skurril, hat aber einen ernsten Hintergrund: Einsturzgefährdet wie das Kölner Archiv ist das Bad Segeberger offenbar nicht, dafür aber immer wieder von Hochwasser und Feuchtigkeit bedroht, so der frühere Kulturchef der Bad Segeberger Stadtverwaltung.

"Man hat das in den vergangenen Jahren schleifen lassen", erklärt Schumacher. Bei rund einem Kilometer Regalfläche sei das Archiv bereits jetzt überfüllt. Schon musste die weitere Aufnahme von künstlerischen Nachlässen abgewiesen werden, weiß Schumacher. Er regt an, die wertvollsten Archivmaterialien in einem noch zu konstruierenden Bergtresor oder einer Tresorkammer im Kalkberg einzulagern.

Müssen die wertvollsten schriftlichen Archivalien aus dem Stadtarchiv-Keller der alten Kreissparkasse in der Oldesloer Straße 20 wirklich schnellstens entfernt werden? Wären die Höhlen im Kalkberg hingegen ein sicherer Aufbewahrungsort?

Bisher schmunzeln die Menschen eher über die Idee des 75-Jährigen, was ihn aber nicht verunsichert. Immerhin gibt die Stadtverwaltung zu, dass es im Kellerbereich der Oldesloer Straße 20 immer wieder durch Oberflächenwasser zu Überschwemmungen gekommen sei. "Einzelne Räume standen bis zu 50 Zentimeter unter Wasser." Archivalien und Kunstsammlung seien durch Wassereinbrüche latent gefährdet, heißt es in einer Verwaltungsvorlage.

Bei Schumacher, der sich auch im Ruhestand sehr um Bad Segebergs alte Schätze sorgt, läuten da die Alarmglocken. Der nächste Wasserschaden an den teilweise jahrhundertealten Urkunden sei programmiert, weil das Archiv am Ende einer abschüssigen, versiegelten Fläche im Hof liege. Wenn es zu Sturzregen komme, laufe das Wasser fast zwangsläufig in den Keller. "Die Stadt kann doch in einigen Wochen nicht fröhlich 875 Jahre Jubiläum feiern, wenn gleichzeitig ihre historischen Schätze akut gefährdet sind", betont er. Das sei "skandalös". Auch die Aussicht, das Archiv zentral in einem neu zu bauenden "Kompetenzzentrum Geschichte" auf dem Grundstück Lübecker Straße 17 unterzubringen, empfindet er als illusorisch. Die dafür notwendigen 750 000 Euro habe die Stadt doch gar nicht.

Es dürfe nicht sein, dass Bad Segeberg seine wertvollsten Unterlagen in einem Keller-Blechschrank unterbringe. Auch die Einwände der Stadtverwaltung, dass die in den Kalkberghöhlen herrschende Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent nicht zur Lagerung von Papier geeignet sei, lässt er nicht gelten. So eine Schatzkammer könne man doch klimatisieren. Bleibt der Widerspruch der Stadt, dass der Berg als Naturdenkmal und FFH-Gebiet unter Naturschutz stehe. Es werde deshalb keine Genehmigung für einen Bergtresor geben. Am 12. Mai soll sich nun die Stadtvertretung mit dem Vorschlag beschäftigen.

Wie gehen andere Verwaltungen mit ihrem Archivmaterial um? Das Norderstedter Stadtarchiv lagert in einem großen Raum im Gebäude des Feuerwehrtechnischen Zentrums an der Stormarnstraße. Marlen von Xylander vom Stadtmuseum ist zufrieden mit den Räumlichkeiten, die noch für die nächsten Jahrzehnten ausreichen. "Noch idealer wäre es allerdings, wenn wir ein extra gebautes Archiv mit der exakt erforderlichen Luftbeschaffenheit hätten", sagt sie. Im Feuerwehrhaus wird die Luftfeuchtigkeit mit speziellen Geräten ständig gemessen und im idealen Zustand gehalten.

Im Henstedt-Ulzburg steht unter dem Dach ein Magazinraum für das Archiv zur Verfügung. Die Lichtverhältnisse sind ideal: Es gibt nur wenige kleine Bullaugenfenster. "Licht ist gefährlich für alte Akten", sagt Volkmar Zelck, der das Gemeindearchiv seit 1992 betreut. Die Luftverhältnisse hingegen sind nicht besonders gut: Oft ist es zu feucht in diesem Raum. Weil das Dach nicht richtig gedämmt ist, kommt es zu Temperaturschwankungen. Die Verwaltungsleitung hat dieses Problem erkannt.