“Genug“ ist ein schillerndes Wort. Den Himmelsstürmern und Ehrgeizigen ein Synonym für Stillstand und das Gegenteil von Bewegung in die Vorwärtsrichtung.

Wer "genug" sagt, setzt sich dem Verdacht aus, nicht alle Möglichkeiten auszuschöpfen. "Genug" ist das Gegenwort zur "Gewinnmaximierung". Die Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass die Gottheiten "Effizienz" und "Immer mehr" keinen Gedanken für die Mehrheit der Menschen, die leben und arbeiten und auskommen wollen, übrig hatte. Heute ist "genug" für eine anwachsende Zahl von nachdenklichen Menschen ein Gegenmittel, gegen die Gier, gegen ein zentrales Antriebsmittel der beherrschenden gültigen Weltordnung, die war und in die Krise geraten ist und offenbar wieder hergestellt werden soll.

1972 hat der "Club of Rome", eine Zusammenkunft von Wissenschaftlern, die über die Zukunft der Erde nachgedacht haben, eine Studie mit dem Titel "Die Grenzen des Wachstums" veröffentlicht. Darin war zu lesen, was heute, inmitten der Krise einer Weltordnung, die bis vor kurzem lediglich für eine Weltwirtschaftsordnung gehalten worden war, richtungsweisende Aktualität behalten hat: Eine Weltordnung, die auf Wachstum ausgerichtet ist, stößt an ihre Grenzen. Auch natürliche Ressourcen sind begrenzt. Und Menschen sind auch nicht unbegrenzt flexibel, effizient und opferbereit. Denn der Glaube, der bis zur Krise nahezu unhinterfragt in Geltung stand: Der Wettbewerb, ja der Eigenwille aller führe zum Wohlstand, zum Überleben der Menschheit, ist gescheitert. Wenige werden sehr reich, die Anzahl der Verlierer steigt. Verlierer sind die ohne Arbeit und ohne Teilhabe am Wohlstand.

Die Chance der Krise liegt in der Möglichkeit, anders zu denken. Nach der Krise gilt es, eine neue Richtung zu wählen.

Wäre es nicht ein lohnendes Ziel, auch über die Möglichkeiten der Selbstbeschränkung nachzudenken? Die Milliarden, diewir heute ausgeben, um ein gescheitertes System zu retten, werden unsere Kinder nicht erwirtschaften können. Viele sehnen sich nach einer Weltordnung, die sich zum Ziel setzt, dass genug für alle da ist. "Genug" ist der Schlüssel für die Zukunft und das Prüfwort für gegenwärtige Entscheidungen.