Kaltenkirchen. Das 25-Millionen-Projekt liegt fürs erste auf Eis: Der Baukonzern Gazit hat seine Planungen für die Erweiterung der Kaltenkirchener Innenstadt rund um den AKN-Bahnhof gestoppt. "Wir können mit der Realisierung nicht beginnen", sagt Gazit-Projektleiter Joachim Wolf. Die Nachricht, die Bürgermeister Stefan Sünwoldt im Bauausschuss vortrug, kam für die Politiker völlig überraschend.
Wolf bestätigte, dass die Konzernzentrale in Israel angesichts der Wirtschaftskrise kurzfristig mehrere Neubauprojekte bis auf Weiteres nicht umsetzen will. Noch vor drei Wochen sei er davon ausgegangen, dass Ende Februar die Arbeiten für das neue Wohn- und Geschäftszentrum beginnen können. Er sprach von "konzernstrategischen Überlegungen auf höchster Ebene". Das Hamburger Büro sei von der Mitteilung kalt erwischt worden. Wolf: "Mit tut es sehr leid." Wie es auf der seit Jahren brach liegenden Fläche weiter gehen wird, ist noch völlig offen. Gazit suche jetzt einen finanziellen Partner für ein Joint Venture.
Dass damit das Kaltenkirchener Projekt endgültig gescheitert ist, glaube er nicht, sagte Wolf. Für die Investition spreche, dass großes Interesse bei den Mietern an einer Fortsetzung bestehe. Außerdem seien die Baukosten gesunken: "Das kommt uns natürlich entgegen." Der Ende vergangenen Jahres aufgestellten Bauzaun werde demnächst abgebaut. Das Bauschild bleibe stehen.
Wolf und Gazit-Geschäftsführerin Maria Koopmann hatten um einen Termin im Rathaus gebeten und Sünwoldt am Dienstagnachmittag über die Entscheidung informiert. Drei Stunden später wussten die Ausschuss-Politiker Bescheid. Auf ihrer Tagesordnung stand die Gestaltung des geplanten 2800 Quadratmeter großen Bahnhofsvorplatzes, der Bestandteil des Gesamtkonzepts sein sollte. "Das war überraschend", sagte Rathaus-Sprecher Martin Poschmann. Jetzt müsse darüber nachgedacht werden, inwieweit die Stadt einen Investor bei neuen Planungen unterstützen könne.
CDU und SPD haben signalisiert, bereits in den kommenden Tagen zu entscheiden, ob zumindest der Bahnvorplatz gebaut werden soll. Dieses Gelände zwischen Bahnhof und Holstenstraße gehört weitgehend der Stadt, der große Rest ist Eigentum der Gazit. Über eines sind sich beide Parteien einig: Wenn der Platz gestaltet wird, müssten die Arbeiten noch dieses Jahr abgeschlossen werden. Wird später oder gar nicht gebaut, verfallen Landeszuschüsse von 400 000 Euro für das Projekt, das rund 660 000 Euro kosten soll.
Die Fraktionschefs Kurt Barkowsky (CDU) und Georg Loger (SPD) zeigten sich enttäuscht von der Gazit-Entscheidung. Ihr FDP-Kollege Eberhard Bohn sagte hingegen: "Wir begrüßen, dass dort nicht das hinkommt, was wir nicht wollen." Die FDP hatte sich als einzige Fraktion gegen das Projekt ausgesprochen und hofft jetzt, dass Gazit seine Fläche verkauft. Der Vorplatz solle allerdings gebaut werden.
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