Die 39-jährige gelernte Offset-Druckerin will ihre Erfahrungen, die sie in Wisconsin sammelt, später als Pädagogin an Kinder und Jugendliche weitergeben.

Am 1. Mai geht ihr Traum in Erfüllung. An diesem Tag wird Suzann Ringler weitab von jeder Zivilisation in die Wildnis eintauchen. In einem Camp in den Ahornwäldern des US-Bundesstaates Wisconsin wird sie mit sechs gleichgesinnten Naturfreunden aus den USA elf Monate lang mit dem Rhythmus und den Energien der Natur leben.

Es ist, sagt sie, wie in einer abgelegenen Gegend mit einem primitiven Stamm zu leben und das urbane Leben für ein Jahr bewusst hinter sich zu lassen. "Raus aus dem Gewohnten, bewusst die vier Jahreszeiten mitbekommen und einmal auf alles an Komfort, Bequemlichkeiten und Selbstverständlichkeiten verzichten", sagt Suzann Ringler. Die Tangstedterin will Wildnis-Pädagogin werden. "Ich möchte den Menschen etwas davon weitergeben, was ich in Verbindung mit der Natur gelernt habe", sagt sie.

Und das gehört in den kommenden Monaten zu ihrem Programm: Feuermachen wie einst die Ureinwohner; eine Schutzhütte bauen, die im Winter vor der Kälte schützt; das Schleichen lernen - nicht, um das Wild zu jagen, sondern um bewusst Rücksicht zu nehmen auf das Leben anderer Waldbewohner. Auch die Sprache der Vögel und deren Alarmsystem möchte sie lernen und verstehen. Sie lebt in einer primitiven Hütte ohne Elektrizität, ohne fließendes Wasser und ohne moderne Kommunikation. Sie wird ein Tagebuch führen und hat nur einmal im Monat die Möglichkeit, über das Internet Kontakt zu Freunden und Bekannten in Deutschland aufzunehmen.

"Ich kann es gar nicht erwarten, dass es endlich losgeht", sagt die 39 Jahre alte gelernte Offset-Druckerin, Tochter einer Irin und eines Deutschen. Zehn Jahre hat sie als Immobilienkauffrau gearbeitet, zuletzt war sie als mobile, freiberufliche Masseurin tätig. Große Hotels wie das Interconti oder das Radisson in Hamburg zählten zu ihren Stammkunden.

Aber irgendwann stellte Suzann Ringler fest, dass ihr in ihrem Leben etwas fehlt. Seit sieben Jahren lebt sie in einem, wie sie sagt, "Hexenhäuschen" im Tangstedter Ortsteil Rade, einige Kilometer von der Stadtgrenze zu Norderstedt entfernt. Sie ist naturverbunden, sie schläft hin und wieder mitten im Wald in einem Laubhaus, das sie aus Holzstangen und Blättern errichtet hat. Es hat ihr wenig ausgemacht, wenn die Temperaturen über Nacht Minusgrade erreichten. Das gab ihr einen Vorgeschmack auf das, was sie jetzt in dem Camp in Wisconsin erwartet.

"Es handelt sich hierbei nicht um ein Überlebenstraining", sagt sie, "sondern es wird mir einen Einblick in die eigene Seele und die Begegnung mit mir selber bringen." Die Ausbildung zur Wildnis-Pädagogin dauert insgesamt drei Jahre, zwei Jahre stehen ihr noch bevor. Am 31. März 2010 kehrt sie nach Deutschland zurück. "Dann möchte ich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Kurse anbieten", kündigt Suzann Ringler an. "Ich will ihnen das Gefühl vermitteln, dass die Menschen nicht die Allmächtigen auf dieser Erde sind."