Momentan trainieren 18 Behinderte im Norderstedter Leistungszentrum für die leichtathletischen Disziplinen.

Als junger, gesunder Mensch spricht Leistungssportler Christian Groß (20) von "ganz neuen Erfahrungen", die ihm der Zivildienst im Sport-Bereich der Norderstedter Werkstätten beschert. "Es hat mich überzeugt", sagt der Jungprofi aus dem Regionalligakader des HSV über das Konzept des Landesleistungszentrums (LLZ) für körperlich und geistig behinderte Sportler in Norderstedt.

Deshalb hat "Zivi" Groß diese in Schleswig-Holstein einzigartige Einrichtung für den "Idee voraus"-Wettbewerb von Norderstedt Marketing und der Norderstedter Zeitung vorgeschlagen. "Ich gebe alles, um Profi zu werden - sie geben alles, um zu den Paralympics zu kommen", sagt Groß über die hochmotivierten Schützlinge von Sportlehrerin Maike Rotermund, die das LLZ mit ins Leben gerufen hat und leitet.

Momentan trainieren 15 geistig behinderte Menschen aus ganz Schleswig-Holstein und drei Körperbehinderte im Norderstedter Leistungszentrum für die leichtathletischen Disziplinen. Darunter zum Beispiel die junge Sprinterin - beidseitig oberschenkelamputiert - Vanessa Low aus Ratzeburg, über die die NZ jüngst ausführlich berichtet hatte. Zu den Trainerinnen gehören außer der ehemaligen Siebenkämpferin Maike Rotermund Sandra Heinichen (Sprint/Sprung), Angelika Carstesen (Langlauf) und Britta Jaenicke (Wurf/Stoß), selbst Paralympics-Siegerin aus dem Jahr 2000 im Kugelstoßen.

Und das Team des LLZ hat nach den Worten von Maike Rotermund durchaus noch die Kapazitäten, um weitere (junge)Körperbehinderte zu betreuen, "die Lust haben, sich kontinuierlich an den Leistungssport heranführen zu lassen."

Wenn sie nicht gemeinsam in Norderstedt trainieren, zum Beispiel auch beim SV Friedrichsgabe, werden die behinderten Aktiven in die Sportvereine in ihren Heimatorten integriert.

Apropos: Aus dem Sportbereich der Norderstedter Werkstätten ist 2007 auch der Integrative Sportverein Norderstedt (ISN) entstanden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Nicht-Behinderte wie Behinderte über den Sport zusammenzubringen. Der Verein hat mittlerweile 110 Mitglieder - "und die Nicht-Behinderten sind alle begeistert, wie gut es klappt", so Maike Rotermund.

Zu denen, deren ganz großes sportliches Ziel die Teilnahme an den Paralympics 2012 in London ist, gehört Werfer Alexander Knaub aus den Reihen der Norderstedter Werkstätten. Er trainiert unter professionellen Bedingungen fünfmal in der Woche. Im Hinblick auf die Körperbehinderten gehört zum Angebot des LLZ auch die psychologische Betreuung in Zusammenarbeit mit Experten der Uni Kiel.

"Geistig behinderte Sportler brauchen mehr Wiederholungen im Training, um Bewegungsabläufe zu erlernen." Was sie keinesfalls benötigen, ist spezielle Motivation durch die Sportlehrer. Maike Rotermund erzählt von Schützlingen, die am liebsten Urlaub sowohl wie Familienfeiern hatten ausfallen lassen wollen, um möglich noch mehr trainieren zu können.

Einen Unterschied gibt es zwischen den behinderten Sportlern und Nicht-Behinderten, wie Maike Rotermund sagt: "Neid wegen der Erfolge des jeweils anderen gibt es bei uns überhaupt nicht. Und in Sachen Teamgeist kann sich manch Nicht-Behinderte auch noch eine Scheibe abschneiden.