Viel Applaus für Katja Krügers Komposition “Israel“, die am Sonnabend im Festsaal am Falkenberg uraufgeführt wurde

Norderstedt. Kein Klezmer. Keine Hora-Tänze. Keine Folklore. Katja Krüger hat in ihrer Komposition "Israel" das in Töne gesetzt, was sie bei ihrer Israelreise im Jahr 2008 mir dem Hamburger Ärzteorchester empfunden und erlebt hat. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Drei Jahre waren die Klänge in ihrem Kopf, auf ihrem Notenpapier, wurden redigiert, gefeilt, poliert. Am Sonnabend hat das Sinfonie-Orchester Norderstedt das Stück unter der Leitung von Frank Engelke im Festsaal am Falkenberg uraufgeführt.

Kein Klezmer. Keine Hora-Tänze. Das wären auch nur folkloristische Beschreibung. Musik aber lebt vom Erleben und davon, dieses Erleben weiterzugeben. Das ist Katja Krüger mit "Israel" gelungen.

Ein Sirren begleitet den Anflug auf Israel und symbolisiert die Spannung aufs Heilige Land. Die solistisch gespielte Geige beschreibt das quirlige Tel Aviv, die Trommel setzt Zäsuren, langsame Tempi im einfachen Rhythmus halten die Spannung, die der Bläsersatz letztlich dramatisiert.

Der Hauptteil erzählt von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Um den ermordeten Juden wieder einen Namen zu geben, lässt Krüger von zwei Sprechern die Namen der Holocaust-Oper aus dem Kreis Segeberg verlesen. 67 Namen. Akzentuiert wurde die Namenslesung durch Pauke und Percussions, durch arhythmisches Klappern der Instrumente.

Eindringlich, traurig und zornig lasen Hendrik Häder und Katja Krüger, die auch Fagott spielte, die Namen der Opfer. Ebenso eindringlich sang Hjördis Krüger mit hellem, kraftvollen Sopran das "Du, weißt Du, wie der Regen heult?" der jüdischen Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger, die mit 18 Jahren im KZ Michailowka in der Ukraine umkam. Leider wurde die Sängerin teilweise etwas unsensibel vom Orchester übertönt, gleichwohl sie eine gut tragende Stimme hat.

Hoffnungsvoll klingen die letzten Sätze "Wüste - Massada - Oase" und "Jerusalem" mit melodiösen Klängen, melancholischen Geigen und einem winzig kleinen Zitat, der heimlichen israelischen Hymne "Yerushalayim Shel Zahav" (Jerusalem von Gold). Eine Hoffnung, dass aus allem Leid doch wieder Leben wächst.

Schwere Töne wählte Krüger für Israels Kapitale, für Jerusalem, Stadt der drei monotheistischen Religionen und trotz oder wegen all dieser Heiligkeit immer noch ein Ort der Gewalt. Und der Gebete.

Bleibt auch die Hoffnung, dass Katja Krüger rasch ein Orchester findet, das dieses Werk zur Premiere bringt. Das Sinfonie-Orchester Norderstedt erhielt für das Cello-Konzert, Opus 4, von Antonin Dvorák im halb besetzten Festsaal viel Applaus. Herausragend und sehr einfühlsam spielte Solo-Cellist Hans-Christian Schwarz von den Lübecker Philharmonikern. Erleichtert, die Uraufführung "Israel" überstanden zu haben, gingen die Laien-Musikerinnen und -Musiker Dvoráks Sinfonie Nr. 6 sehr entspannt an.